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Papstes; als ein Pfaffenkönig, wie ihn sein Gegner Otto, als ein König von „Gottes und des Papstes Gnaden“, wie er sich selbst nannte, kam er nach Deutschland; hier hatte ihm die Autorität der Curie und die Macht des französischen Geldes, welches Innocenz in seinen Dienst zu stellen verstanden hatte, die Wege geebnet – er wurde feierlich gekrönt, die Schlacht von Bouvines entschied das Schicksal Kaiser Otto’s; bald darauf hören wir, dass das Verhältniss des Königreichs Sicilien zum Kaiserreich in den Verhandlungen zwischen Friedrich und der Curie eine Rolle spielt.

Mit Recht gehen die Darsteller der Geschichte Friedrichs von der Voraussetzung aus, dass Innocenz bei den Verhandlungen über die Wahl Friedrichs das Ziel verfolgt habe, der Vereinigung Siciliens mit Deutschland vorzubeugen.

In der Verbindung der Ansprüche auf beide Reiche hatte er früher das Hinderniss für die Candidatur Friedrichs gesehen; über diese Frage war es zum Conflict mit Otto gekommen; was wäre natürlicher gewesen, als dass Innocenz jetzt die Trennung Siciliens vom Kaiserreiche zur Bedingung für die Erhebung Friedrichs auf den deutschen Thron gemacht hätte?

Es fragt sich nur, in wie weit es ihm gelungen ist, in dieser Richtung Zugeständnisse von dem jungen König zu erlangen. Man nimmt an[1], dass die in Rom vollzogene Krönung von Friedrichs Sohn Heinrich zum König von Sicilien als ein Schritt zur Trennung der beiden Reiche zu betrachten sei; Friedrich habe dadurch die Absicht bekundet, seinem Sohne die Regierung Siciliens zu übergeben, während er sich die Herrschaft im Reiche, das heisst in Deutschland, Italien und Burgund vorbehielt.

Und diese Deutung findet in einer Urkunde Unterstützung, in welcher Friedrich am 1. Juli 1216[2] dem Papste verspricht, dass er sogleich nach seiner Krönung zum Kaiser seinem Sohne Heinrich das Königreich Sicilien als Lehen der Kirche überliefern werde. Er selbst wolle von diesem Zeitpunkt ab auf die Herrschaft in Sicilien verzichten, und auch den Namen eines Königs von Sicilien ablegen: bis zur Mündigkeit Heinrichs solle ein von der Curie abhängiger Reichsverweser die Geschäfte führen. Mit

  1. Böhmer, Reg. p. XXV; Schirrmacher I, p. 79; Lorenz p. 327; Nitzsch, D. G., p. 48.
  2. Böhmer-Ficker 866; Huillard-Bréholles I, 469.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_098.jpg&oldid=- (Version vom 9.11.2022)