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technischer Untersuchung im kürzesten Ausdruck bieten möchte, wird er auf glatte Gleichmässigkeit der Form verzichten müssen. Hiermit und durch den Eingangs erwähnten äusseren, hoffentlich theilweise künftig abstellbaren, Mangel hofft er die Abweichung vom Plane der Redaction und die willkürlich erscheinende Auswahl des nachstehend Besprochenen zu entschuldigen.

Ch. Will. Kent, Teutonic antiquities in Andreas and Elene (Leipziger Diss., Halle 1887. VII und 64 S. 8°). Der aus Virginia gebürtige, auf deutschen Hochschulen germanistisch gebildete Verfasser fand des angelsächsischen Dichters Cynewulf Elene und Andreas (ein Gedicht „derselben literarischen Periode“) durch J. Grimm, Kemble, Grein, Zupitza wohl durchforscht, unterliess dennoch den Vergleich mit anderen Denkmälern (z. B. des monatlichen Volksdings S. 37 mit Gesetzen über Hundred), liefert aber der angelsächsischen Culturgeschichte eine brauchbare Vorarbeit zur Stoffsammlung. Unter den Kategorien „Mythologie, Religion, Staat, Krieg, See, Naturerscheinungen, (Einzelmensch und) Gesellschaft“ schöpft er aus Wörtern und Wendungen der zwei Gedichte literarhistorisch die Anschauung des Dichters und seiner Zeit und sprachgeschichtlich die prähistorische Cultur, der jene Wörter entsprangen, auch ohne dass der Dichter ihren anfänglichen Sinn noch empfand. (Vermengung beider Untersuchungsziele, meist richtig vermieden, verführt zu dem Einfalle S. 6 zu Elene 165). Zu schnell erblickt Verfasser Germanisches in allgemein Volksthümlichem (Talisman S. 23), tiefe Gefühle hinter unvermeidlichen Ausdrücken (ethel, ham), dauernde Einrichtungen hinter einmaliger Ausschmückung (Hunger S. 41 als Strafart aus El. 696), angelsächsischen Stoff in dem aus lateinischem Uebersetzten (Kenntniss Troja’s S. 64 wo Cynewulf nur herübernahm). Die bekannte Thatsache, dass dem Germanen das ganze Leben im Lichte des Kampfes strahlte, erhellt hier in vielen Belegen: da wird jeder Mann zum Kämpfer, jeder Anhänger zum Dienstritter, der Führer zum Herzog, das Volk zum Heer (selbst der roheste Haufen Wilder erscheint militärisch gegliedert), die Tugend zur Tapferkeit, das Glück zum Siege; 7¾ Procent aller Wörter in Elene beziehen sich auf den Krieg. – Genauer als in gangbaren Wörterbüchern findet der Historiker hier mehrere ihn angehende Ausdrücke erläutert: so eorl (Vornehmer, Ausgezeichneter ohne Rücksicht auf Stellung unter dem König oder Herrschaft über Untergebene), Looswerfen S. 38, das aber zu den Gottesgerichten zu stellen ist.

M. Manitius, Zu Aldhelm und Baeda. Wien, 1886. 102 S. 8°. (Auch in den [Wiener] SB. der phil. Cl. der k. Akademie der

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_179.jpg&oldid=- (Version vom 12.11.2022)