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Einigung Italiens ausgesprochen; er löste die Verbindung zwischen Deutschland und Sicilien, auf dem Boden des alten Reiches begründete er in Mittelitalien eine päpstliche Herrschaft: er ging weiter, indem er das deutsche Königthum in Deutschland selbst angriff. Es gelang ihm, gleichsam die Wurzeln der deutschen Königsgewalt abzugraben, da er den Episcopat dem Königthum entfremdete.

Um die Bedeutung dieser Thatsache zu würdigen, müssen wir einen Blick auf die finanzielle Grundlage der deutschen Königsgewalt werfen.

Die finanzielle Macht des englischen, französischen, sicilischen Königthums beruhte auf der Centralisation der Einkünfte der königlichen Domäne in der Hand eines direct vom Könige abhängigen Beamtenthums. Dem deutschen Könige mangelte beides: das abhängige Beamtenthum und die Centralisation der Finanzverwaltung. Die weltlichen Beamten des Reiches, die Herzoge und Grafen, hatten ihr Amt in erblichen Besitz verwandelt, regelmässige Einnahmen aus der Gesammtheit des Reiches bezog der König nicht: die Einkünfte der Grafschaften, Herzogthümer flossen in die Taschen der früheren königlichen Beamten.

Nur dort vermochte das Königthum von seinen Rechten Gebrauch zu machen, wo er gerade verweilte. Da fielen ihm alle Rechte und Einkünfte zu, und ausserdem ruhte auf den Beamten die Pflicht, den König mit seinem Gefolge zu verpflegen; so zog der deutsche König von Provinz zu Provinz, er war ein theurer Gast; wir hören Klagen, wenn er zu lange verweilt. Allerdings war der König nicht bloss auf diese erzwungene Gastfreundschaft angewiesen, er hatte Güter in den verschiedenen Gebieten des Reiches, deren Einkünfte er auf seinen Reisen verzehrte. Der deutsche König, der die Kaiserkrone trug, machte doch den Eindruck eines Grossgrundbesitzers, der in verschiedenen Gegenden begütert ist und von einer Domäne zur anderen reist.

Mit Vorliebe aber wählte er die Bischofssitze zu seinem Aufenthalt, namentlich diejenigen des westlichen Deutschlands, weil in ihnen an den Stätten alter Cultur der Handel und das Handwerk am frühesten Fuss gefasst hatten, und daher hier am besten für die materiellen Bedürfnisse des königlichen Hofes gesorgt werden konnte. Auch desswegen verweilte er hier am liebsten, weil er sich auf den guten Willen seiner bischöflichen

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 340. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_340.jpg&oldid=- (Version vom 9.11.2022)