Seite:De DZfG 1889 01 350.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

dort um Ansprüche im Namen des Reichs. In Frankreich sprach sich etwas später[1] (doch vor dem Beginn des Sommerfeldzuges von 1510) König Ludwig in dem Sinne aus, dass der Kaiser wohl daran thun würde, seine Armee in Friaul aufzustellen und in Person zu commandiren, in Venetien dagegen lediglich durch die Besatzung von Verona im Anschluss an das französische Heer den Krieg führen zu lassen. Eifersucht und Befürchtung hinsichtlich der französischen Bundestreue konnten es freilich unräthlich erscheinen lassen, ihre Streitkräfte sich in dem kaiserlichen Antheil Venetiens zu sehr festsetzen zu lassen; andererseits gebot die Rücksicht auf die Stimmung in den Erblanden, sowie auf die Bedingungen der dort nur allzu ungern gemachten Bewilligungen, die Grenzen nicht zu entblössen und so nicht nur Triest, Görz und Istrien, sondern selbst Villach und Laibach der rachlustigen Kriegsführung der Venetianer auszusetzen.

Wie der Kaiser bei seinem Abzug aus Italien im Herbst 1509 dieser Doppelaufgabe gerecht zu werden suchte, ohne den Gedanken einheitlicher Action ganz aufzugeben, muss zunächst erzählt werden.

Bei seiner „italienischen“ Armee – gelegentlich taufte er sie wohl das Heer in Vorderlombardien[2] – hatte der Kaiser bis dahin selbst den Oberbefehl geführt. Den der „österreichischen“ Armee, welche Görz, Triest und die Verluste in Istrien wieder beibringen und daneben die Feinde in Friaul angreifen sollte, hatte Herzog Erich von Braunschweig. Um durch Friaul hindurch der italienischen Armee in Fenre oder Bassano die Hand zu reichen, hatte derselbe schon die Fuhrten der Livenza und Piave auskundschaften lassen; da er aber durch das feindliche Gebiet ohne die ihm in Aussicht gestellte Handreichung der Hauptarmee nicht durchdringen konnte, hatte er diesen Theil seiner Aufgabe nothgedrungen unausgeführt lassen müssen[3].

  1. Ebendas. 337, Meldung de Burgo’s aus Melun am 5. April 1510.
  2. In einem Rückblick vom März 1510, Janssen, Frankfurts Reichscorrespondenz II, S. 791. Vergl. Schönherr, Der Krieg Kaiser Maximilian’s mit Venedig 1509, im Organ der militärwissenschaftlichen Vereine, Wien 1876; XIII. Band. Letztere Darstellung reicht übrigens nur bis zum Abbruch der Belagerung von Padua. Der Name „nostre-armée d’Italie“ von Max gebraucht, Le Glay, Corresp. I, S. 333.
  3. Bericht Erich’s von Braunschweig an den Kaiser, Görz 14. August
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 350. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_350.jpg&oldid=- (Version vom 17.11.2022)