Seite:De DZfG 1889 01 353.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

der Massen und durch die Furcht vor Verrath der kaiserliche Führer sich bewogen, an Sicherung der ihm anvertrauten Truppen zu denken. Doch konnte er schon nicht mehr, wie er wollte. Anscheinend ohne sein Zuthun kam zwischen vicentinischen Abgesandten und den Venetianern ein Abkommen zu Stande, kraft dessen am 14. November die Eingeschlossenen mit Sack und Pack abziehen durften; doch nicht nach Verona, wie sie gemeint, sondern über Marostica nach Bassano. Anhalt’s würdige, feste Haltung bei dieser peinlichen Scene imponirte diesmal dem Feinde ebenso wie die Entschlossenheit, mit der beim Rückzug von Padua er die Artillerie gerettet, ihm die Bewunderung der Alliirten eingetragen hatte. Auch in Bassano war des Bleibens nicht für die Besiegten: sie gingen auf der Strasse über Valstagna bis Trient zurück. Hier blieb auch Anhalt, welcher noch im November in der Umgebung des Königs in Trient erwähnt wird und da wohl bis zum Jahresschluss verharrte[1].

Die Feinde drängten eifrig nach; kaum war aber das Auftreten Bewaffneter nöthig, um überall die Herstellung alter Verhältnisse herbeizuführen. Selbst die Feste Scala, sowie das Bergnest Covelo bei Primolano und damit die Möglichkeit, den Feind daheim, im Val Sugana, heimzusuchen, ward von den Venetianern gewonnen[2].

Die Leiter des französischen Heeres hatten die zur Deckung von Vicenza und Verona vom Kaiser empfohlene Einnahme von Legnano in dieser Jahreszeit für unmöglich erklärt. Ebenso hatte sich der Grandmaître dem Wunsch Maximilian’s versagt, mit gemeinsamen Kräften die Venetianer bei Vicenza anzugreifen[3]. Daher hatten nach dem Fall Vicenzas sich die venetianischen Proveditoren über St. Bonifacio Verona genähert in der Voraussetzung,

  1. Irrig ist die oft nachgeschriebene Angabe von Beckmann, Historie des Fürstenthums Anhalt V, 129, dass Anhalt nach Verona gelangt sei u. s. w., obwohl sie sich wahrscheinlich stützt auf die chroniques de Bayart 55. Ganz Unbrauchbares berichtet der späte Kirchmair, Fontes rer. austr. I, 431. Die im Text gewählte Auffassung beruht auf genauen Angaben Sanuto’s IX, 329, 337, 348, 444, mit dem auch Bembus lib. IX, 379 sich in Uebereinstimmung befindet.
  2. Die Lage dieser Punkte zeigen z. B. Mocenigo 40 und Bembus IX, 386.
  3. Le Glay, Négociat. dipl. I, 269, s. 265 und lettres de Louis XII., I. Bd., S. 213.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 353. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_353.jpg&oldid=- (Version vom 17.11.2022)