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Der Kaiser hatte damals, wie er behauptet[1], noch 4000 Mann im Val Sugana und ebensoviel in Friaul. Er war vollkommen ausser Stande, diese Truppen zu erhalten. Eine Leistung der Florentiner, Anleihen auf den Nachlass des verblichenen Cardinais von Brixen und Darlehen des getreuen Lichtenstein hielten seine Zahlungsfähigkeit in jenem Moment nothdürftig aufrecht. Zur Deckung der dringendsten Bedürfnisse in Verona schoss der französische Grandmaître die Summe von 8000 écus vor, für die Valeggio ihm verpfändet werden musste[2].

Zu den deutschen Hauptleuten in Verona gehörten wohl von Anfang an Georg von Frundsberg und Franz von Colalto; erst 1510 erschien mit Verstärkung Rudolf von Anhalt[3].

So war der Kaiser Ende 1509 an Etsch und Alpen auf die Defensive angewiesen.

Noch wechselvoller als in der oberitalienischen Ebene gestalteten sich die Kriegsverhältnisse in den österreichischen Grenzländern an der Adria und am Karst. Hier war, wie oben erwähnt, zum obersten Hauptmann des „österreichischen“ Heeres (hervorgegangen aus der Bewilligung der Stände der beiden Erzherzogthümer, sowie Steiermarks, Kärnthens und Krains) der Herzog Erich von Braunschweig bestimmt; ein Kriegsmann, dem Kaiser durch treue Dienste und Opfer werth und den Landen selbst kein Fremdling mehr. Als im Frühjahre 1508 während des Venetianerkrieges in Friaul, Görz und Istrien es sich unmöglich zeigte, dem rasch und überlegen vordringenden Feind den Widerpart zu halten, da rief männiglich nach dem tapferen Herzog, der damals an der Spitze einer Heeresabtheilung zur Deckung des Pusterthales und zu Operationen auf das Thal von Cadore bestimmt war. Erich riss sich los, aber er fand nicht, wie er vorausgesetzt hatte, in Villach kriegsbereit das Aufgebot der niederösterreichischen Lande. So vermochte er nicht den feindlichen Eroberungen Halt zu gebieten, kaum war er im Stande, durch eine Flankenstellung

  1. Le Glay, Négoc. dipl. I, 299, Z. 10, wo ein Komma nach „pugnatorum“ zu setzen ist. – Die Geldzahlung von Florenz ebendas. 273. Vergl. Reisner, Frundsberg Bl. 8; Sinnacher, Beitrage z. G. v. Säben und Brixen VII, 120; Jahrbuch der kunsthistor. Sammlungen des (österreichischen) Kaiserhauses I, 2. Abth., S. 49 Regest Nr. 275.
  2. Le Glay, Négoc. dipl. I, 306.
  3. Reisner a. a. O. Bl. 8 b; vergl. oben S. 353 Anm. 1.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 355. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_355.jpg&oldid=- (Version vom 17.11.2022)