Seite:De DZfG 1889 01 357.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

für 1509 nochmals scharf ins Auge zu fassen – die Beschränkung der Bewilligung auf kurze Zeit (vier Monate), so dass bei verschiedenen Antrittsterminen der Contingente die Steirer und Krainer Anfang September, die Oesterreicher und Kärnthner Anfang October abziehen durften[1], dabei die Clausel, dass vor dem persönlichen Eintreffen des Kaisers auf venetianischem Gebiet ein Eindringen der österreichischen Armee auf dasselbe nicht statthaft sein sollte, schränkte die Operationsfähigkeit hinsichtlich der Offensive auf ein Vierteljahr ein. Der oberste Hauptmann, Herzog Erich beklagt sich gegen Ende des Feldzuges, am 14. August, dass ihm 2500 Mann zu Fuss und etliche hundert zu Ross mehr, als gestellt, zugesagt gewesen seien. In demselben Bericht[2] schlägt er die Kosten der von den fünf Landen gestellten Rüstung auf über 300 000 Gulden an. Damit will doch nicht stimmen, dass er im Zusammenhang seiner beabsichtigten Operationen seine verfügbaren Streitkräfte auf nur 700 Pferde und 1500 Fussknechte berechnet. Bei einer viermonatlichen Feldzugsdauer könnten diese den Ständen nur auf wenig über ein Sechstel jener Summe zu stehen gekommen sein. Den Widerspruch, dass er in einem Brief vom 6. October seine Stärke noch viel niedriger schätzt, weiss ich vollends nicht mit Sicherheit zu erklären.

Als mit der Niederlage Venedigs am 14. Mai die unvergleichliche Gunst der Lage nicht nur die Wiedergewinnung aller Verluste des verflossenen Jahres, sondern auch eine leichte Offensive auf das Herz des gegnerischen Gebiets gestattete, war auch auf diesem Flügel der deutschen Aufstellung nichts fertig gewesen. Dennoch kehrten auch hier die Unterthanen rasch und grossentheils ohne Zwang unter das alte Scepter zurück. Wenn Venedig an einigen Punkten sich behaupten konnte, so lag das an dem Hader der Deutschen untereinander. Als der streitbare Bischof Christoph von Laibach in Gemeinschaft mit dem Landeshauptmann

  1. Erich’s Bericht an den Kaiser vom 14. August 1509. Geh. Haus-, Hof- und Staatsarchiv zu Wien. Im allgemeinen Dimitz a. a. O. 12; Schönherr a. a. O. 8; Huber a. a. O. 377.
  2. Vom 14. August. Vergl. den Brief vom 6. Oct. bei Chmel 323. Herberstein (Selbstbiographie, in Fontes rer. austriac. Script. I, 73) nennt die Leistung der fünf Lande „eine ansehnliche Rüstung, dergleichen zuvor und hernach nit ist gesehen worden“. Er dient damals selbst unter Hans v. Reichenburg.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 357. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_357.jpg&oldid=- (Version vom 17.11.2022)