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Zu erzählen, was nun auf diesem östlichsten Theil des Kriegstheaters weiter geschah, hätte kein allgemeines Interesse. Bald Vorstoss von der einen Seite, Wegnahme und Verwüstung von Städten und Ortschaften, Plünderung und Misshandlung der Bevölkerung, Wegtreibung des Viehs und Vernichtung der Saaten und Reben[1]; dann Gegenstoss seitens des Feindes, Rückprall des bisherigen Siegers, Zerstreuung der Mehrzahl seiner Streitkräfte aus Missmuth oder Mangel: so im ewigen Einerlei wiederholen sich die Vorgänge dieses kleinen Kriegs, ohne – was das Trostloseste ist – auf den Gang der Dinge einen wesentlichen Einfluss auszuüben. Wie von einem intermittirenden Fieber wurden die unglücklichen Einwohner von Istrien und Ost-Friaul geschüttelt. Welche Partei sich auch schliesslich hier behaupten mochte, ausserhalb der Festungsmauern konnte sie nur eine Wüstenei vorfinden. – Der Kaiser selbst legte anscheinend in jenem Sommer 1510 auf die Resultate dieses Grenzkrieges nicht den hauptsächlichsten Nachdruck. Die Herstellung der Besitzrechte Habsburgs an der Adria hoffte er indirect von einem Hauptschlag innerhalb der terra ferma. Es war sein Plan, eine Vereinigung des „italienischen“ und „österreichischen“ Heeres auf italienischem Boden zu bewirken. Ersteres sollte dabei, gedeckt durch die französische Armee, dem letzteren die Hand reichen, so dass dasselbe ungefährdet am Feind vorbei kommen könnte. Auf der Grundidee bestand er: für die Ausführung gab er nur Rathschläge, nicht Befehle[2].

In der Voraussetzung, dass die französische Heerleitung nach dem erwarteten Fall des Schlosses von Legnano darauf bestehen würde, einen Angriff auf Monselice (südwestlich von Padua) auszuführen, schlug der Kaiser vor, nach der Einnahme jenes Ortes Padua in der Richtung nach Bovolenta und Stra (an der Brenta) zu umgehen und von der Verbindung mit Venedig

  1. Interessant ist höchstens, dass desshalb die Besatzungen der Befestigungen zum guten Theil aus Reiterei zusammengesetzt wurden, um die Arbeiter in den Weinbergen zu schützen. Hans v. Dürr an Erich, Mitterburg 31. Juli.
  2. Non per deliberatione, ma per modo di discorso et consiglio, Max an den Grandmaître, Augsburg 9. Juni. (Ins Italienische übersetzte Beilage einer Depesche Pandolfini’s an Florenz; Excerpte aus dem Florent. Staatsarch.) Ebenso am 28. Juni an Anhalt (Hannöv. Arch.) „allein Ratsweis“.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 368. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_368.jpg&oldid=- (Version vom 17.11.2022)