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abzuschneiden. Von da bis Noale (in der Mitte zwischen Padua und Treviso) vorrückend, sollte der französische Grandmaître Chaumont hier Posto fassen (um die Aufmerksamkeit des Feindes auf sich zu ziehen), bis Anhalt nach Einnahme der Berglandschaft (nördlich von Vicenza) nach Sacile[1] vorrücken könnte, um dem aus Friaul herankommenden Heere des Kaisers den Weg zu öffnen. Die Franzosen könnten mittlerweile (bis zur Vereinigung der Heere) Padua oder Treviso angreifen.

Ehe diese Anweisung von Einfluss werden konnte, ward der Kaiser vergewissert, dass, auf Andringen Anhalts und seiner Kriegsräthe, Chaumont den Marsch nach Monselice aufgegeben und statt dessen sich zur Unterstützung des deutschen Angriffs auf Citadella entschlossen hätte. Max beeilte sich seinem Stellvertreter zu versichern, dass er diese Absicht durchaus, mehr als den Zug auf Monselice, gut heisse[2]. Es ist von Interesse seine Gesichtspunkte auch dieser Wendung gegenüber zu studiren.

Da ihm die Nachricht zugekommen, dass der Feind das Feld räume und sich auf stärkere Besetzung seiner festen Plätze beschränke, wies er Anhalt an, wenn irgend angängig, die Franzosen bis zur Ausrichtung des Krieges an seiner Seite festzuhalten. Dem Grandmaître war für diesen Fall die Stellung des obersten Feldhauptmanns über beide kaiserliche Heere zugedacht; ja falls er mit Zurücklassung einer Abtheilung abzöge, sollte sogar seinem Vertreter diese Ehre, um die Franzosen bei gutem Willen zu erhalten, zu Theil werden.

Auf alle Fälle sei der Grandmaître zu bewegen, wenigstens bis an die Livenza mitzuziehen, und Sacile[3] zu erobern. Bleibe derselbe länger, so möge er von Noale aus gegen das Herz der Feinde vorgehen, während Anhalt mit einem französischen Zusatz

  1. An der Livenza. Das sopra la Piave des kaiserlichen Schreibens vom 9. Juni (s. vorhergehende Anm.) muss ein Versehen sein. Ein Widerhall dieses Vorschlags an den französischen Generalissimus ist, was aus Blois am 6. Juli A. de Burgo an Margarethe berichtet, wo als Zweck der Stellung der Franzosen zwischen Padua und Treviso das „far spalle alle gente cesaree“ angegeben ist. Le Glay, Négociat. dipl. I, S. 349.
  2. Max an Anhalt, Augsburg 28. Juni. Hannöv. Staatsarchiv.
  3. „Tschitscheyl“, wie es in dem Brief vom 28. heisst, kann nur Sacile sein. Denn Beihilfe zu dessen Eroberung hatte Max in der That, wie er hier erwähnt, am 9. Juni vom Grandmaître erbeten. Die Namensform findet sich auch in einem Schriftstück des Jahres 1511 bei Chmel 332.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 369. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_369.jpg&oldid=- (Version vom 18.11.2022)