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Venetianern erhobenen Aufschläge um ein Drittel herabzusetzen, gute Justiz zum Schutz der theilweise zu entwaffnenden Einwohner sofort nach der Besetzung einzurichten und die Städte, besonders die mit Gewalt eingenommenen, der Mauern zu berauben.

Schliesslich ward Braunschweig ermächtigt, falls er, trotz aller Mühe, den Pass durch Friaul nicht öffnen könne, nach starker Besatzung von Görz durch die Flitscher Clause (also durch Kärnthen) nach Lienz und von da durchs Pusterthal zur Vereinigung abzumarschiren[1].

Aber es kam alles ganz anders, als der kaiserliche Strateg vorausgesetzt. Von Bassano musste Anhalt mit Chaumont zurück nach Vicenza, weil die Franzosen es doch für unerlässlich erachteten, Monselice zu erobern, angeblich weil von da aus so grosser Schaden am Proviant angerichtet würde[2]. Anhalt ist nicht mehr viel aus dem Vicentinischen herausgekommen. Den ganzen Juli und die erste Hälfte des August suchte er die wenig willfährigen Führer der Verbündeten zu bestimmen, ihm in der einen oder anderen Weise das Ueberschreiten der Livenza zu ermöglichen. Bald glaubte er dem in Görz gespannt harrenden Kameraden seinen Abmarsch fest ankündigen zu dürfen, bald traten neue Schwankungen ein[3].

Anfangs wollte man dem beargwöhnten Kaiser keine weiteren Opfer bringen, dann, als unter bedrohlichen Aspecten der Weltlage seit Ende Juli ein engerer Zusammenschluss Ludwig’s und Maximilian’s sich anbahnte, zwang der Angriff des Papstes auf den Herzog von Ferrara, die Bedrohung Mailands durch die von demselben gewonnenen Schweizer die französische Heeresleitung an die Sicherung des eigenen Besitzes zu denken. Mochte selbst „beim Hals“ der König von Frankreich seinem Generalissimus

  1. Max an Anhalt, Augsburg 10. Juli. In diesem Fall hatte Anhalt bei Noale Stellung zu nehmen und durch Entsendung einer Abtheilung Braunschweigs Anzug etwa über das Kreuz bei Innichen und durch das Thal Cadore zu erleichtern.
  2. Max an Erich von Braunschweig, Weilheim 22. Juli
  3. Ueber die Wandlungen der französischen Politik in jenem Sinne habe ich jüngst gehandelt in der Festschrift der Greifswalder philosophischen Facultät zum 14. Mai 1888: „Kaiser Maximilian’s I. Absichten auf das Papstthum“ S. 12 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 371. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_371.jpg&oldid=- (Version vom 18.11.2022)