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und darbend, vorgeworfen, dass sie sich an der Habe der unglücklichen Bauern vergriffen hätten. Besonders die Croaten waren arge Räuber von Fleisch, Brod, Heu und Streu, unter dem falschen Vorgeben, Erich habe ihnen das gestattet. Die Stimmung der Bedrängten liess blutige Vergeltung befürchten. Der vorsichtige Lichtenstein tadelte scharf, dass Erich seinem Volk von Lienz bis Toblach Stelldichein gegeben habe, da doch der Kaiser des Volks nicht im Land, sondern gegen den Feind benöthigt sei. Sehr wahre Worte, aber was konnte der durch kaiserlichen Befehl auf diese Bahn gewiesene unglückliche General dafür, dass sein hungerndes Kriegsvolk Selbsthilfe übte, ja endlich, da keine Abhilfe eintrat, aufbrach und den Kriegsschauplatz verliess. Hatte er doch dies Ende seit Langem vorausgesagt; er konnte es nicht mehr wenden, als er jetzt aus der Nähe von St. Veit, vom Krankenlager seiner Gemahlin weg, herbeieilte. Am 2. September war er in Sillian, um zu retten, was noch zu retten war. Die croatischen Husaren sowie das steirische und kärnthnische Aufgebot, also fast seine gesammte Reiterei, hatte er abziehen sehen müssen, als er mit einem Theil seines Fussvolks und seinem militärischen Staat, etwa 50 Pferden, am 5. September in Brisen einritt. Nur die einspännigen Knechte des Kaisers und einige Stradioten hatten, unter Lichtensteins Vermittlung, den Weg nach Verona eingeschlagen.

Dadurch waren von selbst die weitergehenden Pläne des Kaisers durchschnitten, der jetzt noch gern durch Anhalt und Braunschweig Conegliano erobert und als Stützpunkt gegen Treviso verwendet gesehen hätte. Ja, noch als das wachsende Uebergewicht des Feindes Anhalt zwang, sich auf Verona zurückzuziehen, hatte Max am 25. August vorgeschlagen, die Vertheidigung zu leiten mit allen deutschen Reisigen, allen Spaniern unter dem Herzog von Termola und der Hälfte der deutschen Landsknechte, aber die andere Hälfte derselben und alle burgundischen und lombardischen Mannschaften sammt Erich’s Heerestheil dem letzteren zu unterstellen. Mit diesem Corps sollte Erich gegen die Päpstlichen unter französischer Fahne und in französischer Besoldung fechten. All’ das zur Erleichterung der Kosten für die kaiserliche Kasse[1].

  1. Max an Rudolf von Anhalt und an Erich von Braunschweig, Berneck
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 374. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_374.jpg&oldid=- (Version vom 18.11.2022)