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konnten. Mit 100 Mann war da nichts anzufangen, während doch die immer ungeduldigeren Hilferufe aus Verona es bedenklich machten, die Ansammlung des zur Rettung aufgebotenen tiroler Landvolks abzuwarten.

Von einem unterwegs ausgebrochenen Ruhranfall geschwächt, entschloss er sich in Roveredo Halt zu machen, um die Mittel zum Ersatz zu organisiren[1].

Ihn beschäftigte da der Gedanke, mit Hilfe der Franzosen über den Gardasee nach Peschiera und von da nach Verona zu gelangen.

Aber es war dem tapfern Degen nicht beschieden, an der Vertheidigung jener Stadt durch den Bischof von Trient und seiner Helfer theil zu nehmen. Ehe der Plan zur Reife gelangte, war die Lage ganz verändert. Mangel an Entschlossenheit bei der venetianischen Leitung, Ungunst der Witterung, die Kunde von dem sich vorbereitenden Entsatz, die gute Haltung der Besatzung, gaben Veranlassung, dass die Feinde nach fünftägiger Beschiessung ohne Ruhm den Abzug nahmen[2]. Das tiroler Aufgebot durfte nun daheim bleiben. Erich von Braunschweig aber eilte auf wiederholte Einladung des Statthalters nach Verona, um am Kriegsrath und den von ihm zu beschliessenden Unternehmungen sich zu betheiligen[3]. Ganz unerwartet waren freilich die Fährlichkeiten, welchen er sich daselbst ausgesetzt sah.

Man hatte den Gedanken aufgeben müssen, mit unbezahlten Truppen dem weichenden Feind zu folgen. In träger Musse blieben Deutsche und Spanier in Verona. Die unglückliche Stadt war dem Ruin nahe. Ihre Bewohner, deren Aecker und Gärten gleich denen der ganzen Landschaft durch unausgesetzes Fouragiren verödet waren, hatten ihre letzte schwache Hoffnung gesetzt auf den Ausmarsch der Kriegsbesatzung nach Aufhebung der Einschliessung. Da ersterer unterblieb, sahen sie sich durch

  1. Erich an Trient, Nafis (La Nave zwischen Neumarkt und Lafis im Etschthal), 17. September. Einer der Kriegsräthe, Georg von Lichtenstein, hatte ihn vor dem Versuch des Durchbruchs gewarnt! Von seiner Erkrankung schreibt Erich, Neumarkt am 16. Hinsichtlich der Route über Peschiera, s. den Brief an Lichtenstein, Roveredo 19. Sept. u. s. w.
  2. Georg von Trient an Erich, Verona 21. Sept.
  3. Am 25. Sept. schrieb er aus Verona an den Kaiser.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 376. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_376.jpg&oldid=- (Version vom 18.11.2022)