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gekommen. Aller Bande ledig, warfen sich die Knechte auf den unglücklichen Profossen, verwundeten ihn und stachen seine Diener todt. Die Gefangenen wurden befreit, die Ketten ins Wasser geworfen. So schwebte den Tag über die Stadt in steter Sorge vor Plünderung, während Erich in St. Peter’s-Schloss, Trient im Castel-vecchio belagert wurden. Nachdem der ärgste Tumult vorüber, weigerten sich die Meuterer zwar hartnäckig, die Uebelthäter auszuliefern, doch liessen sie sich bereit finden, sich von Erich – für dessen Person musste erst Sicherheit gestellt werden – mustern zu lassen. Die Knechte erhielten auf Abschlag je einen Gulden von dem auf die Kleinodien entliehenen Geld. Die Musterung hatte eine schlimme Ordnung ergeben; sollte er, schrieb Erich, wieder mustern, so müsste er noch einen Kopf in der Kiste haben.

Als Retter nahte sich am 29. der Grandmaître, der, auf dem Marsch zum Herzog von Ferrara, sich der Stadt bis auf eine Meile näherte, um die Unruhe zu stillen. Auf dringende Bitte liess er eine französische Besatzung in der Stadt und versprach in acht Tagen das zur Besoldung nöthige Geld zu schaffen[1].

Während der tapfere Herzog so beinahe sein Grab auf fremder Erde von der Hand der kaiserlichen Kriegsleute gefunden hätte, hatte er auf seine Eingabe an den Kaiser noch immer keine Antwort erhalten. Endlich am 6. October kam ihm eine Ordre vom 6. September zu: sie enthielt nur den Befehl, Görz, auf das Erich Vorschüsse gethan, an zwei kaiserliche Bevollmächtigte auszuantworten.

Da riss dem Welfen endlich die Geduld. Der Abtretung entzog er sich nicht, drang aber auf Ersatz seiner Auslagen und Erstattung seiner verschiedenen Darlehen. Zugleich erklärte er, er könne hier die Kosten seiner Unterhaltung nicht mehr aufbringen, kränkele und sei zu Hause nöthig. Er habe daher beschlossen, sich über einen Monat[2] von Verona zum Kaiser und

  1. In der That hat er am 8. October einen halben Monatssold mit 12 108 Gulden dargeliehen. Die Knechte blieben ausser Rand und Band und drohten fortwährend mit ihrem Auszug. Der Grandmaître handelte auf directen Befehl seines Königs, da die Verhandlungen in Blois glatt verliefen. Matthäus Lang an Herzog Erich, Blois 3. November 1510.
  2. Erich an den Kaiser, Verona 6. Oct. Am 27. Oct. hatte er noch keine Antwort. In der Instruction für einen jetzt entsendeten Bevollmächtigten
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 378. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_378.jpg&oldid=- (Version vom 18.11.2022)