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war, beschloss der Kaiser, mit den Abgeordneten allein weiter zu verhandeln. Erst jetzt kann er ihnen den Vorschlag gemacht haben, den Sandoval in seiner verwirrten Darstellung[1] erwähnt, dass das Reich gegen die Ueberlassung des servicio ordinario die ordentlichen Ausgaben bestreite, während er mit den übrigen Einnahmen die Staatsschulden begleichen wollte. Von einem „Antheil an der Regierung“ oder einer „Aufsicht über den gesammten Staatshaushalt“[2] ist keine Rede. Und was bedeutete die geplante Aenderung? Statt der 100 cuentos (oder 266 666 ⅔ duc.) des servicio sollte das Land künftig über 770 000 duc.[3] aufbringen, also eine Mehrleistung von über 500 000 duc. (oder fast 200 cuentos). Diese ungeheure Forderung setzte Karl nicht durch. Nachdem die Abgeordneten sich

    aufbrachten (Nueva Recop. VI, tit. 14 ley 4), und sie sich ausdrücklich die Erlaubniss geben liessen, auch zur Erhebung des servicio extraordinario echar sisas en los mantenimientos (Cortes von 1548 pet. 213), können sie keine principiellen Gegner der Steuer gewesen sein. Nach der Summe, die sie einbringen sollte (Anm. 3), war sie ihnen mit Recht zu hoch. Hätte Haebler diese Zahl mitgetheilt, so wäre seine ganze Darstellung der Verhandlungen hinfällig geworden.

  1. Wie arg die Verwirrung ist, zeigt ein Vergleich mit dem Bericht des Grafen von Coruña über die Sitzungen der Granden (Brit. Mus. Addit. Ms. 9930 fol. 387 ff.; vergl. auch Danvila II, 112 ff.). Aber Haebler hätte doch merken können, dass, so lange Karl auf der sisa bestand, er nicht jenen Vorschlag machen konnte. Derselbe lautet bei Sandoval 24, 8: Lo que por parte del emperador se propuso a los procuradores, fue que sostuviessen el estado de su Mag. y buena conservacion destos reynos, y que para ello su Mag. daria al reyno el servicio ordinario de ayuda; y que avian de sostener las galeras de España y las de Andrea de Oria, y la casa de su Mag., consejos y chancillerias, guardas, fuerças, fronteras y lugares de Africa; y que su Mag. con las rentas ordinarias de Castilla y lo que viene de las Islas y Indias, se desempeñaria de los cambios que pagava. Haebler gibt den Antrag folgendermassen wieder: „Da die Reichsdeputirten schon einen wichtigen Theil der Staatseinkünfte – die Erträge der Alcabala – unter ihrer Obhut hatten (!), wollte Karl V. den gesammten Staatshaushalt ihrer Aufsicht unterstellen und behielt sich zur Tilgung der Staatsschulden nur einige (!) Steuern vor“ (p. 99).
  2. Die Haebler dem Bericht entnimmt (p. 98 f.).
  3. Ende 1535 betragen die von Sandoval angegebenen Posten 772 260 duc. (Lafuente, Historia general de España. Edicion de lujo. Vol. 12, 500; die dort mitgetheilte Summe von 112 260 ist offenbar ein Schreib- oder Druckfehler; die Addition ergibt 772 260).
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 389. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_389.jpg&oldid=- (Version vom 18.11.2022)