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Wohl hören wir fortwährend Klagen über die übermässigen Kosten des Hofhaltes; aber sie beginnen schon sofort nach Karl’s Regierungsantritt[1] und sind in Wirklichkeit gegen die verschwenderische burgundische Sitte gerichtet, die Karl eingeführt hatte. Während Ferdinand 1505 für seinen Hof 10 cuentos (oder 26 666 ⅔ duc.) brauchte[2], verwandte Karl schon 1520 150 000 Dukaten darauf[3]. Auch der Hofstaat der Prinzen wurde nach burgundischer Art eingerichtet[4], so dass die Cortes nicht ganz mit Unrecht 1558 klagen, die fremde Sitte habe so ungeheure Summen verschlungen, dass man damit ein Königreich erobern könne[5]. Musste doch 1562, als der Verbrauch des Hofes auf 415 000 Dukaten gestiegen war, selbst der contador major dem König den Rath geben, den Hofstaat „nach der Art von Castilien“ einzurichten[6].

Die burgundische Etiquette also, und nicht die höheren Preise, haben das Wachsthum der Ausgaben des Hofes verschuldet. Auch die schon erwähnte Vermehrung der Einnahmen ist offenbar

  1. Vergl. die Forderungen Valladolids im Jahre 1520 (pet. 2) bei Danvila V, 201; die capitulos der Junta (Sandoval VII, 2) und die Cortes von 1523 pet. 4.
  2. Documentos ineditos 39, 427.
  3. Diese Summe etwa ergibt sich aus der Klage Valladolids, dass Karl täglich 150 000 mrs. verbrauche (Danvila V, 201). 1536 sind für den Hofhalt Karl’s 170 000 duc. angesetzt; 1543 nach dem Tode der Kaiserin nur 150 000. Auch Tiepolo berichtet 1532, dass Ferdinand nie 50 000 duc., Karl mehr als 150 000, öfters 200 000 für seinen Haushalt ausgegeben habe (Alberi, 1. ser. I, 41).
  4. Lafuente 12, 401; vergl. die Cortes von 1555 pet. 1. Prinz Philipp, der 1543 mit seiner Schwester nur 65 000 duc. jährlich bezogen hatte (Brit. Mus. Egerton Ms. 2084 fol. 117 ff.), erhält 1550 für vier Monate 55 000 (ib. 149 b ff.).
  5. pet. 4: … de haver tenido tantos años la Mag. imperial su casa al uso y modo de Borgoña y V. R. Mag. la suya como la tiene al presente con tan grandes costas y excessivos gastos, que bastaran para conquistar y ganar un reyno, se ha consumido en ellas una gran parte de vras. rentas. (Vergl. Lafuente 13, 58 Anm., wo Haebler die Petition zugänglich war.) Recht bezeichnend für Karl ist es, dass er 1543, wo er selbst ein Deficit von 707 667 duc. herausrechnet, den Hofhalt des Prinzen und der Prinzessin um 21 000 duc. reicher bedenkt. (Vergl. seine Instruction.)
  6. S. M. fuese servido, que se asentasen las casas al modo de Castilla (Lafuente 13, 118).
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 398. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_398.jpg&oldid=- (Version vom 18.11.2022)