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Sapieha eingelassen hätte. Um die leidige Sache abzuthun, ehe der bevorstehende neue Reichstag zusammentrat und sie zu einer mächtigen Agitation benutzte, entschloss man sich endlich im September 1689 Wichert abzuberufen und für einige Zeit in Peitz festzusetzen.

Im Uebrigen gestalteten sich die Verhältnisse freilich ungünstig für die polnisch-französischen Entwürfe gegen Preussen. Der Conflict, zu dem die Heirath der verwittweten Markgräfin mit Pfalzgraf Ludwig den Anlass gegeben hatte, wurde durch päpstliche Vermittelung beglichen und die Pfalzgräfin im Besitz der ihr gebührenden Radziwill’schen Güter belassen. Die Furcht vor einer schwedischen Invasion als Antwort auf einen Angriff gegen Preussen legte dem Kriegseifer der Polen doch einen Zügel an. Die Hauptsache aber war, dass die erhofften Erfolge der französischen Waffen ausblieben, ohne die Polen zu offenem Eintreten für Ludwig XIV. freilich nicht bestimmt werden konnte. Unter solchen Umständen hatte auch die lithauische Opposition keinen Grund mehr, ihre Pläne weiter zu verfolgen, für deren Ausführung sie nun auch in Brandenburg und Oesterreich keine Förderung mehr hoffen konnte. So machten denn auch Fürst Sapieha und die Seinen ihren Frieden mit dem König.

Natürlich wirkten diese Vorgänge abkühlend auch auf den anfänglichen Eifer der preussischen Herren Stände. Als Friedrich III. im Frühjahr 1690 in Königsberg erschien, um die Huldigung zu empfangen, da hat kein Mensch mehr daran gedacht, ihm diese zu versagen oder von der vorherigen Erneuerung der alten Rechte und Freiheiten abhängig zu machen. Zur Entgegennahme der vertragsmässigen Eventualhuldigung für Polen erschien damals eine glänzende Gesandtschaft unter dem Kronhofmarschall Fürsten Lubomirski, der man durch eine überaus prunkvolle Aufnahme vollends die Lust benahm, auf alte aussichtslose Differenzen zurückzukommen. Bei der Rückkehr nach Warschau konnten die Herren nicht genug Rühmens machen, wie sehr sie den politisch doch thatsächlich völlig bedeutungslosen Act der Eventualhuldigung „cum gloria gentis“ verrichtet hätten. Niemand war darüber froher als König Johann selbst: „Ich kann gestehen“ – so meldet der brandenburgische Correspondent Werner Ende Mai 1690 nach Berlin – „dass ich den König so lustig und mit einer so tendren expression Ew. Kurfürstlichen Durchlaucht

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 441. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_441.jpg&oldid=- (Version vom 20.11.2022)