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zu dem Zweck der Unterbringung der deutschen Kaufleute nicht etwa ein Haus zu miethen, damit er nicht immer wieder aufs neue sorgen müsse, sondern ein solches zu kaufen; man werde finden, dass die Deutschen, welche gerne bequem wohnen, ein dauerndes Heim binnen weniger Jahre doppelt so schön ausstatten werden, als sie es angetreten haben. Wenn man den Deutschen auf diese Weise entgegenkomme, werden sich gewiss die Einkünfte des Herzogthums steigern, sei ja doch auch das Fondaco der Deutschen in Venedig eine Haupteinnahmequelle für diesen Staat. Letzteres freilich werde sich wohl ändern, da voraussichtlich das neue Fondaco in Mailand dem zu Venedig bedeutenden Abbruch thun werde. Dem Herzog, welcher auf die Nachbarrepublik sehr schlecht zu sprechen war, mochte diese zu hoffende Nebenwirkung ganz besonders einleuchten. Aber so geneigt auch im Anfang der Herzog sowohl als sein Geheimer Rath dem Project waren, verliert sich doch mit dem Gutachten vom 4. Dec. 1472 jede Spur einer Weiterverfolgung desselben; wir wissen nicht, was hindernd in den Weg trat – kurz das Fondaco kam nicht zu Stande. Für uns muss die Thatsache genügen, dass der Plan dazu gefasst und ernstlich erwogen werden konnte. Deutlicher als aus den geringen Ueberresten der Privilegienbriefe, welche die Herzoge aus den Häusern Visconti und Sforza den „von Ober- und Niederdeutschland“ kommenden Kaufleuten ausstellten, deutlicher als aus den nicht seltenen Geleitsbriefen für einzelne der letzteren, sieht man aus jenem Plan, wie stark die deutsche Kaufmannschaft in Mailand und wie unausgesetzt der Verkehr dahin von Deutschland aus war, als das Mittelalter zur Neige ging. Wäre es nicht so gewesen, wie hätte sich sonst das Fondaco mit Insassen gefüllt? Aber auch darüber, aus welchen Städten diese deutschen Kaufleute kamen, gibt eines unserer Documente einige Fingerzeige. Die acht Vertreter der Colonie, welche das Fondaco begehrten, werden namentlich genannt. Ich gestehe nun freilich rathlos zu sein darüber, welchen deutschen Kaufmannsgeschlechtern ich die an ihrer Spitze erscheinenden Pandolfo Henrico Franzo und Giliolo Franzo, sowie den den Schluss der Reihe bildenden Sebastiano Stefaner zutheilen soll. Desto deutlicher kennzeichnen sich zwei Fuchaer (Matheo e Luca) als Fugger von Augsburg, zwei Fuotrer (Henrico e Zorzo) als Fütterer von Nürnberg, zumal da auch nach Lazarus Holzschuher’s Aufzeichnungen eben dieses Kaufmannshaus „seinen Handel in Mailand und Genua hatte“[1]. Endlich glaube ich auch dem Jacomo Franco seine Heimath in Constanz nachweisen zu können. Ein Verwandter

  1. Chroniken der deutschen Städte. Nürnberg. Bd. I, S. 218.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 455. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_455.jpg&oldid=- (Version vom 21.11.2022)