Seite:De DZfG 1889 01 458.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Series, welche bei der Regierung Eduard’s VI. beginnt und für die Elisabeth’s leider nur bis 1578 gediehen ist. Man darf hoffen, dass die Fortsetzung, Dank dem Geiste weitherziger Liberalität, der das Gebahren der englischen Regierung auszeichnet, in stetiger Folge wird ermöglicht werden. – Ausserdem wurden separat die spanischen Papiere von Bergenroth und Gayangos, die venetianischen bis zum Jahre 1558 von Rawdon Brown veröffentlicht, mit dessen Tode die Aussicht auf weitere Publication der letzteren wohl geschwunden ist.

An der Schwelle der neueren Geschichte von England begrüsst oder schreckt uns eigentlich die Gestalt König Heinrich’s VIII. Das Material für dessen Geschichte ist in den letzterschienenen Bänden des Regestenwerks von Gairdner[1] bis Ende des Jahres 1536 geführt worden. Man kann nicht sagen, dass die Aufschlüsse, welche der 10. Band bringt, in wesentlichen Dingen zu einem Urtheile berechtigen, das nicht ebenso gut aus den von Froude benutzten Acten (abgesehen von der in Betreff Heinrich’s ganz verfehlten Darstellung Froude’s) oder auf Grund des ungemein schätzbaren Friedmann’schen Buches über Anna Boleyn zu schöpfen wäre. Allein wenn von Gairdner nicht immer Neues geboten werden konnte, so entschädigt er vollauf durch schärfere Beleuchtung des Alten, durch kritische Erhärtung oder Beseitigung des Bekannten. Reichliche Belege zur Charakterzeichnung Heinrich’s fehlen in dem Bande nicht, aus dem zur Evidenz hervorgeht, dass der Grundzug im Wesen dieses Königs, wie es Gairdner ganz richtig ausdrückt, die Brutalität war.

Ins Fach der darstellenden Geschichte schlägt eine Monographie über den Klostersturm in Heinrich’s Zeit, die auf Befehl des Papstes Leo XIII. geschrieben und Sr. Heil. gewidmet wurde[2]. Dieselbe unterwirft die Berichte der königl. Commissarien, die zur Untersuchung der Klosterzustände ins Land gesendet worden, der kritischen Prüfung und spricht ihnen alle Glaubwürdigkeit ab. Es heisst dies sicher zu weit gehen; denn was auch im Auftrage von Th. Cromwell über die Klöster gelogen und wie sehr auch der in denselben vorherrschende Sittenverfall übertrieben wurde, ganz erdichtet waren diese Commissionsberichte nicht, und so ganz fleckenrein, wie Gasquet den Wandel der Mönche und Nonnen schildert, war er keineswegs. Bezeichnend für des Verf. Anschauungen ist der Umstand, dass er sogar für Elisabeth Barton, die Nonne von Kent, eine Lanze bricht: sie habe richtig prophezeit, dass Heinrich keine 6 Monate mehr nach

  1. J. Gairdner, Letters and Pap. For. and Domest. of the Reign of Henry VIII, Vol. 10 u. 11. Lond. 1887/89.
  2. A. Gasquet, O. B., Henry VIII. and the English Monasteries: an Attempt to illustrate the History of their Suppression. Lond. 1888.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 458. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_458.jpg&oldid=- (Version vom 21.11.2022)