Seite:De DZfG 1889 02 047.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Die Einschliessung zog sich in die Länge und König Karl musste sich entschliessen, selbst den Oberbefehl über die Belagerung zu übernehmen. Doch ehe er dieses that, besuchte er im August Florenz, wo er, ehrenvollst empfangen, acht Tage verweilte[1]. Aber auch der berühmte Krieger vermochte nichts gegen die tapferen Vertheidiger Poggibonzis. Nur vom Hunger getrieben, ergab sich die Besatzung erst am 30. November gegen freien Abzug mit Hab und Gut. Der Cardinal Ottaviano d’Ubaldini vermittelte den Vertrag[2]. Karl benutzte diesen Erfolg, der ihm aber kein Geld eingetragen hatte, um seine Freunde zu besteuern. Er legte im Februar 1268 den verbündeten Städten eine Umlage auf zur stärkeren Befestigung Poggibonzis; dazu hatten die Florentiner allein jene 1992 Pfund beizutragen. Aber der Bau der Mauern Poggibonzis kam nicht zu Stande, und Karl, den der Papst nicht ohne Grund einen Armen genannt hat, der sein Gut unordentlich verzehre[3], steckte das Geld in seine Tasche. Mehr noch hoffte er durch die Niederwerfung von Pisa herauszuschlagen. Denn gegen diese Stadt zog der König vom 16. December von Poggibonzi ab, obwohl die Nachrichten, die ihm Clemens IV. über den Stand seiner Angelegenheiten in Rom und dem Königreiche zukommen liess, ihn nach dem Süden hätten rufen sollen. Auf die Kunde von der nahe bevorstehenden Ankunft Conradin’s von Schwaben war fast das gesammte Königreich Sicilien von dem Fürsten von des Papstes Gnaden abgefallen und der Abenteurer Heinrich von Castilien, der in Rom zum Senator gewählt war, stellte sich immer deutlicher in die Reihe von dessen Feinden. Aber Karl zog gegen Pisa, verwüstete dessen Gebiet, gerirte sich als kaiserlicher Vicar, wozu ihn der Papst damals noch nicht bestellt hatte, und borgte den Feinden Pisas, den Lucchesen,

  1. Unter den Genüssen, welche die Florentiner dem König bereiteten, wird auch der genannt, dass sie ihm die berühmte Madonna Cimabue’s zeigten, gewiss sehr charakteristisch, wenn vielleicht auch erfunden.
  2. Perrens II, 120 macht den Cardinal, den der Papst noch am 4. August der rücksichtsvollen Behandlung Karl’s empfiehlt, zum Befehlshaber von P., in offenbarem Missverständnisse der Ann. Placent. Ghib. ad h. a.
  3. Martène et Durand, Thesaurus II, 472. Warum Perrens II, 122 diese Urkunde, die in den Mai gehört, in den December setzt, ist nicht ersichtlich.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_047.jpg&oldid=- (Version vom 3.11.2022)