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Man sieht, dieser Friede, der im Wesentlichen dem von 1256 entspricht, zeigt die beiden Städte noch als gleichwerthige Mächte. Man kann bezweifeln, dass sich Florenz zu demselben verstanden hätte, wenn König Karl ihn nicht dringend gewünscht hätte, und die Stadt selbst nicht in Folge ihrer Verheerung durch den Arno der Ruhe bedürftig gewesen wäre.

Da also Siena seinen Frieden mit König Karl gemacht hatte, auch Pisa und Lucca im September ihre ewigen Kriege durch einen Friedensschluss unterbrachen, so könnte man glauben, es seien für Tuscien jetzt bessere Zeiten heraufgezogen. Das war aber doch nur im Allgemeinen der Fall. Die Ghibellinen, welche jetzt aus den grossen Städten ausgestossen wurden, setzten sich überall wie gehetztes Wild zur Wehre. Einzelne Burgen, die noch in ihrem Besitz waren, mussten ernstlich belagert werden, der Kleinkrieg war noch das ganze Jahr hindurch in vollem Gang. Die Florentiner leisteten dem Vicar des Königs hierbei willig Heeresfolge. Gewiss stellten sie auch den grössten Theil der Truppen dazu, deren Befehlshaber aber der Vicar des Königs war. Ihre Chronisten erzählen die Vorgänge aber so, als ob sie der leitende Theil bei denselben gewesen seien. In Folge hiervon sind sie denn auch so consequent, Thaten, die ihrer Gesinnung wenig zur Ehre gereichen würden, auf ihre Rechnung zu setzen. So soll die Comune bei König Karl im Frühjahre 1270 angefragt haben, was sie mit einigen auf ihrer Flucht von Siena nach dem Casentino aufgegriffenen Ghibellinen aus der Familie Uberti anfangen solle; der König habe befohlen, sie zu köpfen und einen noch unmündigen Knaben ihm zu senden, den er dann in den Kerkern von Capua habe umkommen lassen. Die Thatsache ist unzweifelhaft richtig, dass am 8. Mai 1270 mehrere Nachkommen des Retters von Florenz in dieser Stadt hingerichtet worden sind. Das geschah aber im Namen des königlichen Vicars. Ist der König selbst hierüber vorher befragt worden, so hat das auch sein Stellvertreter gethan[1]. Die tapferen und

    nach den in Florenz erhaltenen Urkunden in den Libri delle Riformagioni 26 u. 29. Der Friede wird der „zweite“ genannt. Merkwürdig ist, dass seiner Villani nicht gedenkt, noch merkwürdiger freilich, dass Perrens ihn nicht kennt.

  1. Guido de Corvaria bei Muratori, Scriptores XXIV, 675. Der verzweifelte Kampf gegen die Curie hatte viele Ghibellinen seit Friedrich II.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_055.jpg&oldid=- (Version vom 3.11.2022)