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Der Krieg begann sofort, gegen den Willen des Königs, wie selbst die Pisaner annahmen, und den des Papstes, der die Alliirten durch den Predigermönch Johann von Viterbo excommuniciren liess[1]. Die Pisaner verloren am 5. November 1274 das Castell von Montopoli, wurden am 9. September 1275 sehr empfindlich bei Asciano geschlagen und mussten sich 1276 ihren Feinden unterwerfen, nachdem diese ihre mit einem tiefen Wassergraben (fosso Rinonichi) verstärkte Landwehr am 9. Juni 1276 forcirt hatten[2]. Gesandte des neuen Papstes, Innocenz’s V., der am 3. März dem König Karl das Reichsvicariat über Tuscien erneuert hatte, waren schon mit Boten des Königs vor dieser Niederlage am 6. Juni in Pisa angekommen, um den Frieden herzustellen. Gegen ihr Verbot war der Angriff der Guelfen am 9. Juni erfolgt. Am 13. Juni wurde dann der definitive Frieden geschlossen: die Pisaner mussten die vertriebenen Guelfen wieder aufnehmen, an Lucca einige Castelle ausliefern und den Florentinern die Zollfreiheit zugestehen, welche die Pisaner bei ihnen genossen, ein Resultat also, das zu dem durch drei Jahre sich hinziehenden Kriege in gar keinem Verhältnisse stand[3].

Die innere Entwicklung von Florenz hatten diese jährlichen, immerhin doch nur auf kurze Zeit stattfindenden Mobilmachungen auch nicht aufhalten können. Da man jetzt mit Siena in Frieden lebte, war die Ruhe im Arnothale doch eine viel grössere als früher, wenn auch die ghibellinische Partei hier ebenso wenig ausgerottet war, als in Unteritalien. Immer noch fanden die aus den Städten vertriebenen Adelsgeschlechter auf den Burgen ihrer Parteigenossen im Mugello und in den Grenzgebieten der Romagna sichere Zufluchtsstätten. Um so mehr waren daher die Städte darauf bedacht, diese durch Gewalt oder durch Kauf an sich zu bringen. Wie die Lucchesen gegen die Dynasten von Corvaria vorgingen, hat

  1. Guido de Corvaria l. c. p. 685. Das Schreiben des Papstes vom September 1275 bei Dal Borgo, Scelti diplomi S. 266. Ich fasse die kriegerischen Vorgänge nur ganz kurz zusammen.
  2. Dieses ist der fosso Arnonico Villani’s. Der Verlust der Pisaner bei dieser Niederlage scheint nicht so gross gewesen zu sein, wie der bei Asciano erlittene. Guido de Corvaria ist glaubwürdiger als Villani. Die Pisaner hatten die Landwehr schwach besetzt, da sie keinen Angriff mehr erwarten konnten.
  3. Das Friedensinstrument in Auszügen in den Delizie degli E. T. IX, 42, bei Ammirato ad h. a. u. Roncioni.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_061.jpg&oldid=- (Version vom 3.11.2022)