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Als Karl die Augustalen Kaiser Friedrich’s II. durch seine Carlinen ersetzen wollte, berief er 1278 den Florentiner Francesco Formica als Münzmeister. Im Castello Capuano schlug dieser seine Münzstätte auf[1].

Noch in einer ganz anderen Beziehung war die Einwirkung König Karl’s auf die Stadt von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Der König beschleunigte den Auflösungsprocess der alten Feudalaristokratie. In den Städten war der Gegensatz von Adel und Bürgern zwar stets vorhanden, aber doch immerhin ein fliessender gewesen. Wie wäre sonst z. B. der Streit möglich, ob Dante adlicher oder bürgerlicher Abkunft gewesen sei. Bekannt ist ja auch das Wort des Dichters über den Werth des Adels, das doch nur der Reflex der Zeitstimmung ist:

Du bist ein Rock, der schnell Verkürzung leidet,
Den, setzt man nicht tagtäglich wieder an,
Die Zeit mit ihrer Scheere rings beschneidet!

Der Adel und der Betrieb des Waffenhandwerkes hatten sich früher gedeckt. Jetzt, nachdem die bürgerlichen Handwerker Waffen zu tragen gelernt hatten, und sogar anfingen, Reiterdienste zu thun, schwand der Gegensatz der Stände immer mehr zusammen. Nicht nur nach siegreichen Schlachten erhoben die Könige tapfere Krieger in den Ritterstand. Karl von Anjou, der selbst gegen die Rechtsanschauungen des Mittelalters Herr in Unteritalien geworden war, hatte kein Interesse an der Aufrechterhaltung der schon durch Kriege und Hinrichtungen stark decimirten Adelsgeschlechter. Entstammten ihnen doch in Ober- und Unteritalien seine erbittertsten Feinde. Er wollte daher einen neuen kriegerischen Adel um sich sammeln, den Kreis der Aristokratie erweitern. Es ist ein moderner Zug, möchte man fast sagen, der ihn hierbei leitete. Und ihm ist er nicht nur in der Provence und Unteritalien, sondern auch in Florenz gefolgt. Er hat vielen Florentinern den Ritterschlag gegeben. Aber er

    Kaufleute und Banquiers durch König Philipp von Frankreich zu erleiden hatten, erstreckte sich auch auf die Florentiner. Denn Villani berichtet uns ausführlicher über diese Massregel. Der König nahm sein Ausweisungsgebot aber gegen die Zahlung einer grossen Geldsumme zurück, so dass die meisten Italiener doch in Frankreich blieben.

  1. Arch. stor. Ital. IV, 1, 229 u. f.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_063.jpg&oldid=- (Version vom 3.11.2022)