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fürchteten die Florentiner, und das mit Recht, der Papst werde auch ihnen, wenn sie ihre Parteien nicht miteinander aussöhnten, den Frieden dictiren, wie er das 1278 für Bologna gethan hatte. Denn wenn auch Florenz nicht wie diese Stadt der Kirche von Rudolf von Habsburg abgetreten war, so stand der Papst jetzt, nachdem sich ihm im Sommer 1279 die Romagna unterworfen hatte, so mächtig da, dass sich die Florentiner des Schlimmsten vor ihm versehen konnten. Er nahm denn auch die ihm angetragene Friedensvermittlung an. Es ist möglich, dass er, wie Ammirato meint, den Glauben gehegt hat, König Karl habe die Zwistigkeiten der Stadt geschürt, um ihrer Herr zu bleiben. Dass dieselben aber tiefer lagen, sollte sich bald herausstellen.

Mit der Befriedung der Stadt beauftragte Nicolaus III. den Sohn seiner Schwester, den Cardinal Latino Frangipani de’ Brancaleoni, einen durch Frömmigkeit, Rednergabe und Gelehrsamkeit ausgezeichneten Dominicaner. Er war schon seit 1278 als päpstlicher Legat neben dem Generalvicar Berthold Orsini in der Romagna mit grossem Erfolge thätig gewesen. Jetzt, im Herbste 1279, zog er mit einem Gefolge von 300 Reisigen über den Apennin in die ruhelose Stadt, deren Geistlichkeit, Behörden und Volksmassen ihn am 8. October aufs Ehrenvollste und Festlichste einholten. Er nahm seine Wohnung zunächst in seinem Ordenskloster Santa Maria Novella. Erst nachdem er die Verhältnisse an Ort und Stelle näher studirt hatte, traf er seine Entscheidung. In einem auf den 19. November auf dem Platz vor seinem Kloster einberufenen Parlamente aller constitutionellen Factoren der Stadt, dem Podestà und dem Vicar des Königs, dem Capitano der Guelfenpartei, den Zwölfmännern, den Räthen (consigli) und der gesammten Bürgerschaft, stellte er in einer Ansprache die ihm gewordene Aufgabe dar und knüpfte die Uebernahme derselben an Bedingungen. Er wolle die Streitigkeiten zwischen Guelfen und Guelfen, Ghibellinen und Ghibellinen und dann zwischen den beiden grossen Parteien selbst schlichten, wenn

    Latino“ wörtlich zu veröffentlichen, während die Bolognesen, z. B. Ghirardacci, schon längst die Actenstücke über das Friedenswerk des Papstes in ihrer Stadt abgedruckt haben. Hoffentlich veröffentlicht Santini in seinen über kurz oder lang erscheinenden Urkunden zur älteren Florentiner Verfassungsgeschichte auch dieses Friedensinstrument.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_069.jpg&oldid=- (Version vom 3.11.2022)