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Es wird schwer sein, sich ein zutreffendes Urtheil über diesen Versuch, einen dauernden Frieden in Florenz herzustellen, zu bilden. In der Stadt selbst war man zunächst mit ihm im Allgemeinen wohl zufrieden. Die Räthe der Stadt erkannten die Verdienste des Cardinallegaten dankbar an, wenn wir auch in ihren Berathungen bei besonders wichtigen Punkten schon während seiner Anwesenheit auf tiefgehende Meinungsverschiedenheiten stossen. So konnte man sich z. B. schon am 7. Februar nicht über die Reformation des Statuts des Capitano einigen. Die Organisation der Guelfenpartei war zu eng mit ihm verbunden[1]. Die Chronisten preisen indirect das Werk des Cardinals, indem sie die „Wohlthaten des Friedens“, den er geschaffen, rühmen. So Dino Compagni und G. Villani, der sein Zeugniss nur dadurch abschwächt, dass er sagt, die Stadt sei nach ihm „buono tempo“ in einem friedlichen, guten und ruhigen Zustande verblieben. Dass dieser nicht lange angehalten habe, scheint Villani in dem Augenblicke nicht bedacht zu haben. Denn das ist wohl die schwerwiegendste Instanz, welche man gegen den Werth des Friedenswerkes anrufen kann: dass es ebenso wie das in Bologna aufgerichtete nur ganz kurze Zeit Stand gehalten hat. Wollte man seinen Werth nach dem Effect allein beurtheilen, dann könnte man es wie alle ähnlichen Versuche nur verurtheilen. Aber es kamen hier wirklich eigenthümlich widrige Verhältnisse zu den nicht zu beseitigenden Schwierigkeiten noch hinzu, und diese machten es scheitern. Das Reformwerk in Florenz war ein Werk der Kirche und ausdrücklich unter ihren Schutz gestellt. Aber die Kirche ist niemals die stille, unveränderliche Grösse gewesen, zu der sie ihre Angehörigen machen. In jenen Zeiten, in denen sich französisch und italienisch gesinnte Parteien im Cardinalscolleg gegenüberstanden und durch rasch aufeinanderfolgende Sedisvacanzen in ihren Parteistellungen sich entgegenstehende Pontifexe den Stuhl Petri bestiegen, kann gar nicht hiervon die Rede sein. Die Coalition, welche das staufische Haus in Unteritalien gestürzt, war durch Nicolaus III. vollständig aufgelöst. Aber wie nun, wenn dieser Papst, der Florenz soeben dem Einflusse des dritten Bundesgenossen entzogen hatte, bald das Zeitliche segnete und ein von König Karl

  1. Le Consulte S. 7–8.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_079.jpg&oldid=- (Version vom 3.11.2022)