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Zunftvorstände, Bartolo di Jacopo de’ Bardi, Salvi del Chiaro Girolami und Rosso Baccharelli zu einer Behörde gewählt worden seien, welche die Kaufleute und Handwerker da, wo es nöthig sei, unterstützen sollten. Diese Behörde habe ihren Sitz in San Brocolo aufgeschlagen und sich bald so kräftig gefühlt, dass sie Ordnungen und Gesetze erlassen habe, die es schwer gewesen sein würde wieder zu entfernen. Nachdem diese drei Prioren zwei Monate ihres Amtes gewartet hatten, seien am 15. August sechs andere nach den Stadttheilen gewählt worden, welche ihre Residenz in den Thurm della Castagna in der Nähe der Badía verlegt hätten, um eventuell einer Vergewaltigung von Seiten der Magnaten Widerstand leisten zu können. Sie hätten das Recht gehabt, ständig Waffen zu tragen und sechs Diener und sechs Sbirren zu halten.

Aus dieser kurzen, aber prägnanten und authentischen Darstellung der Entstehung des Priorats ergibt sich, dass diese Behörde in erster Linie zum Schutze der arbeitenden und steuerzahlenden Bürgerschaft gegen die Vergewaltigungen der Verfassung durch die Granden ins Leben gerufen war. Ausdrücklich hebt Dino Compagni hervor, die neue Behörde habe eine Controle über das Vermögen der Stadt ausüben sollen. Wir wissen, welche Summen aufgebracht werden mussten. Und wie schwierig musste das namentlich in einem Jahre sein, in dem, wie im Winter 1282/83, eine solche Hungersnoth in Tuscien herrschte, dass der Scheffel Getreide fast einen halben Goldgulden kostete, und ein Theil der Stadt am 25. December durch den Arno unter Wasser gesetzt war.

Unter solchen Umständen fassten sich die Zünfte zu einer Einheit zusammen und gewannen rasch auf die Leitung der Staatsgeschäfte den entscheidenden Einfluss. Denn darin besteht das Epochemachende der Einsetzung des Priorencollegs, dass von jetzt an die Zünfte, und zwar zunächst die sieben, wenige Jahre darauf die zwölf oberen Zünfte, nicht mehr als einzelne Corporationen, sondern durch ein von ihnen selbst gewähltes Regierungscolleg[1] die Herrschaft in ihre Hand brachten. Von der mächtigsten dieser Zünfte, der Arte di Calimala, ging

  1. Die Prioren wurden durch die abtretenden Prioren und die Zunftvorstände gewählt.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_089.jpg&oldid=- (Version vom 4.11.2022)