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lautete bei dieser Gelegenheit dahin, Heinrich möge als Bürgschaft für Erhaltung des Friedens aus jeder der Städte einige der angesehensten Führer beider Parteien nach Rom mitnehmen. Der König, dem die Zweckmässigkeit dieser Massregel einleuchtete, traf sofort Anordnungen betreffs der zu leistenden Gefolgschaft und setzte am 9. Februar als Termin des Aufbruchs von Mailand den 14. fest[1]. Die Stadt Mailand sollte 50 ihrer Bürger zu dem Gefolge stellen. Es wurde gewählt; die Guelfen nannten 25 Ghibellinen, darunter den Matteo Visconti und seinen Sohn Galeazzo, die Ghibellinen hingegen 25 Guelfen, darunter den Guido della Torre und den einen seiner beiden Söhne. Bald indessen zeigten sich die letzteren unzufrieden; sie klagten, dass sie bei diesem Wahlmodus den Ghibellinen gegenüber im Nachtheil blieben. Daher wurden neue Wahlen nach einem anderen Princip aufgenommen und nun nicht 50, sondern 100 Mailänder ernannt[2]. Doch die guelfische Opposition ruhte nicht, sie suchte die Sache zum Scheitern zu bringen, indem sie den Geldpunkt betonte. Es war ja selbstverständlich, dass die Kosten für die Ausrüstung und den Unterhalt der Gefolgschaft der Stadt zufielen; aber der Mailänder Rath, in dem die Guelfen das Uebergewicht hatten, weigerte sich, die Summe zu bewilligen, obwohl Nicolò de’ Buonsignori alle Mittel der Einschüchterung in Anwendung brachte[3]. Der Rath erklärte, das Volk sei durch die früheren Geldforderungen zu sehr belastet, man dürfe ihm keine neuen Opfer zumuthen.

Dass der eigentliche Grund der Weigerung tiefer lag, dass Intriguen der zur Gefolgschaft bestimmten Guelfen dahinter steckten, merkte Heinrich sehr wohl. Auch musste ihm bald klar werden, dass die Opposition namentlich von den della Torre ausging, denn Guido’s Anhänger hielten sich demonstrativ von der Oeffentlichkeit fern; dieser selbst liess gar sagen, er sei

  1. Dönniges, acta Henrici I, 38.
  2. Nicolaus von Butrinto 81. Vergl. Joh. de Cermenate 1240.
  3. Joh. de Cermenate 1241. Die Angabe, dass Nicolò de’ Buonsignori bei dieser Gelegenheit dem Könige vorgeschlagen habe, den ganzen Rath gefangen zu setzen, dürfte aber auf Erfindung beruhen und in dem grimmigen Hass, welcher unseren Cermenate, wie auch andere mailändische Patrioten gegen den tyrannischen Vicar erfüllte, ihre ausreichende Erklärung finden.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_102.jpg&oldid=- (Version vom 22.11.2022)