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Stadt wiederzugewinnen, dann aber dieses Unternehmen als aussichtslos aufgegeben. Dagegen arbeitete man um so eifriger daran, Padua selbst in Vertheidigungszustand zu setzen[1]. Man war entschlossen, sich bis aufs äusserste zu wehren, und schickte auch Gesandte nach Florenz, um die Aufnahme Paduas in den Verband der tuscischen Guelfenliga zu bewirken[2]. Diese kriegerische Stimmung schlug freilich schnell um, als in rascher Aufeinanderfolge die Nachrichten von der Ergebung Lodis, Cremas und Cremonas und dem harten Schicksal, welches die letztere Stadt betroffen, anlangten.

Jetzt fürchteten die Paduaner, der König werde sogleich gegen ihre eigene Stadt heranziehen. Um dieses abzuwenden, entschlossen sie sich zum Gehorsam. Am 8. Mai wurde eine aus den angesehensten Männern der Stadt zusammengesetzte Gesandtschaft beauftragt, sich in das Lager zum Könige zu begeben und die Bedingungen festzustellen, unter welchen die Uebergabe der Stadt zu erfolgen hätte[3].

Auch die Bresciaten zeigten sich damals zu einer Verständigung bereit; sie schickten auf die Kunde von der schweren Bestrafung Cremonas zwei Gesandte und erboten sich aufs neue, ihre Stadt dem Könige auszuliefern, wenn dieser auf die Rückführung der Ghibellinen verzichte[4]. Hätte Heinrich den Vorschlag angenommen, und wäre er, wie es ihm so viele einsichtige Männer anriethen[5], damals schnell nach Tuscien geeilt, so würde er in der That dem Ziele, welches er sich gesteckt hatte, der Wiedergewinnung Reichsitaliens für die deutsche Herrschaft, bis zu einem beträchtlichen Grade nahe gekommen sein. Indessen Heinrich wies die Anträge der Bresciaten zurück. Vielleicht meinte er, dieselben würden sich noch weiter einschüchtern

  1. Verci V, 135–37.
  2. Diese Gesandten finden wir auch wirklich am 30. April in Florenz anwesend. (Bonaini II, 36.)
  3. In Urk. Dönniges II, 147–48 wird merkwürdigerweise nur ein einziger Gesandter Paduas, Antonio di Vigodarzere genannt. Die Namen aller Gesandten (zu diesen gehörte auch unser Geschichtsschreiber Mussato selbst) nennen Alb. Mussato 336 und Ferreto von Vicenza 1073.
  4. Dies berichtet Nicolaus von Butrinto 86.
  5. Am klarsten sprach dies Dante in dem schönen, von tiefem politischen Scharfblick zeugenden Briefe aus, welchen er am 18. April 1311 an Heinrich VII. richtete. (Fraticelli, Opere minore di Dante III, 488 ff.)
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_124.jpg&oldid=- (Version vom 23.11.2022)