Seite:De DZfG 1889 02 140.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

dass Heinrich VII. Aufklärungen über das Einrücken neapolitanischer Truppen in Tuscien verlangte. Dieselben legten im Verein mit der Armee der tuscischen Liga der Romfahrt ernste Hindernisse in den Weg. Der König verlangte daher die sofortige Entfernung der Truppen. Die Gesandten aber erklärten, in diesem Punkte keine Zusicherungen machen zu können, denn davon stände nichts in ihren Instructionen. So waren die Verhandlungen über die Vorstadien noch nicht hinausgediehen, als plötzlich die Nachricht eintraf, Robert’s Bruder Johann sei in Rom eingerückt und bekämpfe im Verein mit den königsfeindlichen Orsini die ghibellinische Partei der Colonna. Die Gesandten Robert’s gingen auf die Kunde hiervon bei Nacht und Nebel davon, sie hielten es nicht einmal für nöthig, sich vom Könige zu verabschieden.

Robert’s Verrath lag klar zu Tage, der letzte Zweifel des Königs schwand, als Stephan Colonna bald darauf persönlich in Genua erschien und die volle Wahrheit des Gemeldeten bestätigte. Dennoch begnügte sich Heinrich VII. Robert gegenüber mit brieflichen Vorstellungen. Diese fruchteten natürlich wenig, denn Robert, sein verstecktes Spiel immer weiter treibend, antwortete, die Entsendung von Truppen nach Tuscien habe gar nicht die Bedeutung einer feindseligen Massregel, es sei damit gerade bezweckt, die Macht des tuscischen Bundes lahm zu legen. Und Prinz Johann habe sich nicht nach Rom begeben, um der Krönung Schwierigkeiten zu bereiten, auch nicht, um in die Streitigkeiten der Römer untereinander einzugreifen, sondern um durch seine persönliche Anwesenheit bei der Kaiserkrönung den Vasallenpflichten, die Neapel gegen das Reich habe, zu genügen[1]. So sehr die Nichtigkeit dieser Ausflüchte auf der Hand lag, so that Heinrich doch, als sei er durch die Erklärungen zufrieden gestellt, denn aus Rücksicht auf den Papst wünschte er den Bruch mit Robert, so lange es irgend anging, zu vermeiden[2]. Florenz

    ist Joh. de Cermenate 1262, und völlig tendenziös, wie gewöhnlich, Nicolaus von Butrinto 96–97.

  1. Ueber diese Correspondenz berichtet nur Joh. de Cermenate 1262; seine Angaben finden jedoch ihre Bestätigung in der später gegen König Robert erlassenen Bannsentenz (Dönniges II, 188), wo auf eine solche von Robert zu jener Zeit ertheilte Antwort Bezug genommen wird.
  2. Hätte Heinrich in der That, wie dies neuere Darsteller meinen,
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_140.jpg&oldid=- (Version vom 23.11.2022)