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in dankbarer Erinnerung behalten, der in den 20er Jahren den jungen Mährer zur historischen Arbeit ausgewählt und aufgemuntert hatte. Durch ein halbes Jahrhundert blieb Palacký Mittelpunkt der böhm. Geschichtsforschung, welche unter seiner Leitung grosse Fortschritte zu verzeichnen hatte. Welch ein Unterschied zwischen der historischen Auffassung und Schilderung in seiner Geschichte Böhmens und jener seines unmittelbaren Vorgängers Fr. Pubička, der auf einem trockenen annalistischen Standpunkte stehen blieb! Welch ein Unterschied zwischen den Quellenpublicationen eines Balbin, Dobner und zwischen den Sammlungen, die Palacký in den 60–70er Jahren besorgt hat! Neuerschlossene Quellen, eine nüchternere objectivere Auffassung und eine eingehendere Kritik des Quellenmaterials haben an Palacký’s berühmtem Hauptwerke schon viel verändert und werden noch viel an ihm zu corrigiren haben. Allein wir dürfen nicht vergessen, dass zu diesem Fortschritte Palacký selbst durch seine zahlreichen Quellenpublicationen und durch seine Fürsorge für weitere Pflege der Geschichtsforschung die Bahn gebrochen hat.

Wir wollen unsere Aufmerksamkeit zuerst den neuesten Quellenpublicationen für die ältere Zeitperiode, welche schon Palacký zum Gegenstande seiner Forschung machte, zuwenden.

Das böhmische Diplomatar, zu welchem Palacký seit dem Jahre 1831 Vorbereitungen traf, indem er im böhm. Museum Tausende von Copien und Urkunden für die Zeit der Přemyslidenherrschaft ansammelte, wurde noch nicht herausgegeben. In dieser Hinsicht wurde Böhmen durch das Schwesterland Mähren übertroffen, wo durch die Munificenz der mähr. Stände schon im J. 1836 mit der Herausgabe des Codex diplomaticus et epistolaris begonnen wurde. Unter der Leitung des unermüdlichen mähr. Landesarchivars V. Brandl wurde schon der XI. Quartant (1875–1890) dieser Publication veröffentlicht. Zum böhmischen Diplomatar werden derzeiten fleissige Vorbereitungen vom böhm. Histor. Vereine gemacht. Unter Aufsicht des Prager Stadtarchivars und Univ.-Prof. J. Emler wurde eine immense Zahl von Urkunden in den heimischen und fremdländischen Archiven copiert. Wenn die ganze Arbeit nach dem versprochenen Plane ausgeführt wird, so können wir uns auf eine besonders reichhaltige Publication freuen, die das ganze urkdl. Material bis zu den Anfängen der hussitischen Kriege enthalten wird. Den Mangel eines böhm. Diplomatars ersetzen inzwischen die „Regesta diplomatica necnon epistolaria“, welche nach dem Tode K. J. Erben’s Prof. J. Emler weiter führt, und von denen er bereits den IV. Band herausgegeben hat. Die Publication geschieht auf Kosten der k. böhm. Ges. d. Wiss.

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_177.jpg&oldid=- (Version vom 27.8.2018)