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(Řehák, Slavík, Strnad, Kolář) zusammengetragen wurde. Aus der Reihe dieser strebsamen Arbeiter ist besonders der Táborer Professor A. Sedláček hervorzuheben, dessen gründlich vorbereitetes, grossartig angelegtes und reich illustrirtes Werk: Hrady a zámky země české (Die Burgen und Schlösser Böhmens, Prag 1882 ff.) zu den bemerkenswerthesten Erscheinungen der neuesten böhm. histor. Literatur gehört. Eine der wichtigsten Partien der böhm. Culturgeschichte, das Leben der höheren Stände im Lande, erhält dadurch viele Aufklärungen; auch die histor. Hilfswissenschaften: Genealogie, Sphragistik, Heraldik finden darin ihre reichen Quellen.

Für die Geschichte des Bauernstandes und der Unterthänigkeitsverhältnisse wurde noch wenig Qn.-Material gesammelt. Zu den wichtigsten gehören die verschiedenen Urbarien, z. B. das Urbarium der Rosenberger Herrschaft aus dem J. 1379, welches J. Truhlář im J. 1880 in d. Abhh. d. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften herausgab. Die übrigen, soweit sie in die Zeit vor 1400 fallen, hat J. Emler gesammelt und herausgegeben (Decem registra censuum 1881). Anlass zu einer intensiveren Forschung in dieser Richtung gab Fürst Georg von Lobkovic, indem er zu diesem Zwecke der k. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften einen Fonds widmete. Die Aufgabe, diese wichtige Partie der böhm. Culturgeschichte zu bearbeiten, übernahm Prof. Dr. J. Kalousek. Neben den heimischen G.-Quellen wird diese Arbeit auch ein vergleichendes Studium über das Leben und sociale Einrichtungen des Bauernstandes in Russland und Serbien erheischen, mit welchen die ältesten slavischen Verhältnisse in Böhmen viel Aehnlichkeit haben. Es ist dabei dem Forscher Glück zu wünschen, dass der handschriftliche Streit in Böhmen in eine Phase gelangt ist, in welcher wir denselben als beendigt ansehen können. Prof. Kalousek trat zwar in diesem Kampfe als ein eifriger und streitbarer Verfechter für die Echtheit der angegriffenen Denkmäler auf und wagte es, auch das Feld der altböhmischen Philologie zu betreten. Allein auf diesem Gebiete konnte er gegen den Fachmann Prof. Gebauer nicht aufkommen, und auch die histor. Beweise vermochte er nicht zu widerlegen. Wir sind der Hoffnung, dass der Autor bei der Bearbeitung seines neuen Gegenstandes das Ergebniss dieser wissenschaftlichen Erörterung, den Sieg der Wissenschaft über den Glauben, auch seinerseits anerkennen wird.

Allein die interessanteste Partie in Böhmens Culturgeschichte bildet die G. des geistigen Lebens, wie sich dasselbe in Religions-, Kirchen-, Rechts- u. Literatur-G. kundgibt. Was die böhm. Kirchen-G. anlangt, so ist diese seit dem Anfange des Christenthums mannigfaltig und ereignissreich. In den böhmischen Ländern fand der

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_186.jpg&oldid=- (Version vom 27.8.2018)