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zum Gegenstande eines eingehenden Studiums gewählt. In der böhm. Mus.-Z. (1883–87) wurde seine ausführliche Arbeit: Jednota bratrská v XV. století (Die Brüder-Unität im 15. Jh.) veröffentlicht, welcher schon im J. 1881 eine Abh. über Petr Chelčický und über seine Schriften vorangegangen war. Die schwersten und dunkelsten Fragen aus der ältesten Brüder-G. (von dem Einflusse der Waldenser, von der ursprünglichen Organisation der Unität etc.) werden da glücklich gelöst. Auch die Schilderung der Entwicklung und Verbreitung der Unität, welche trotz der häufigen Verfolgung allmählig gedieh, erhielt durch das eingehende und kritische Quellenstudium des Verf. viel neues Licht, so dass die einschlägigen Partien des grossen G.-Werkes Gindely’s hierdurch ausgiebig corrigirt und verändert werde. Was den Werth dieser Publication noch erhöht, ist die Art und Weise, wie der Autor seine hist. Auffassung klarlegt. Den einzelnen Partien seiner Schilderung folgt nämlich eine Reihe von Beilagen, in welchen der wichtigste Theil des Qn.-Materials veröffentlicht und kritisch geprüft wird, wodurch wir uns von der Gültigkeit der vorangehenden Resultate überzeugen können. Der deutschen G.-Forschung wurden diese kritischen Studien theilweise in den zwei Bänden der „Quellen und Untersuchungen zur G. der böhm. Brüder“ (1878–1882) zugänglich gemacht, indem die böhm. einschlägigen G.-Quellen ins Deutsche übersetzt sind.

Aus dem reichen, meistentheils noch ungedruckten Qn.-Materiale des Prager Capitelarchives schöpfte Dr. Kl. Borový den Stoff zu den Biographien der zwei Erzbischöfe nach der Wiederbesetzung des Prager erzb. Stuhles (1561): Anton Brus (recte Prus) von Müglitz (1874) und Martin Medek (1877). Beide Werke sind zugleich eine hist.-kritische Schilderung der relig. und socialen Verhältnisse in Böhmen in der Zeit, als die katholische Kirche im Lande wieder erstarkte. Viel umfangreicher ist die Biographie des Prager Erzbischofs und Cardinals Ernst Grafen von Harrach, welche Dr. F. Krásl verfasste (1886). Die Person des thätigen Cardinals verliert sich beinahe in der detaillirten Beschreibung der relig. und kirchl. Verhältnisse seiner Zeit. All das Bemühen der kath. Kirche seit dem J. 1620 um die Gegenreformation im Lande, obwohl es durch die Staatsgewalt mächtig unterstützt wurde, prallte durch mehr als anderthalb Jahrhunderte ohnmächtig an dem Widerstande der treuen Anhänger der alten evang. Kirche ab. Die Verfolgung, die zuletzt unter Karl VI. und Maria Theresia wieder strenger wurde, endigte mit dem Toleranzpatente K. Josef’s II., welches eine relig. Aufregung der Gemüther in Böhmen zur Folge hatte, die die G. unter dem Namen des „böhm. Deismus“ kennt. Den Verlauf dieser volksthümlichen religiösen

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_189.jpg&oldid=- (Version vom 27.8.2018)