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Neuere Literatur zur Geschichte Englands im Mittelalter[1].
I. Besprechungen einzelner Werke.

Edw. A. Freeman, The methods of historical study, 8 lectures[2] read in the University of Oxford in Michaelmas term, 1884 with the inaugural lecture on The office of the historical professor. London 1886. 8°. VII, 335 S.

Diese Vorträge in leicht verständlicher Form[3] regen den angehenden Historiker zu wissenschaftlichem Ernst an; philosophische Tiefe, encyklopädische Vollständigkeit, systematische Anordnung, scharfe Definition, technische Winke[4], oder Ausbeutung der methodologischen Literatur erstreben sie nicht. Manche Mahnung wird dem deutschen Leser überflüssig erscheinen; den englischen Studenten aber mag z. B. der wiederholte Hinweis auf die einheitliche Wurzel der romanisch-germanischen Staatenwelt vor insularer Beschränktheit wahren. Und da diesen Darstellungsgabe, politischer Sinn und der Mangel einer Schule, deren Kritik er zu fürchten hätte, früh zum leichten Essay reizen, musste ihm hier abgerathen werden, dilettantisch bei der Neuzeit zu beginnen. Zuerst, meint Freeman, solle jeder alte Geschichte und Literatur studiren, auch wer spätere Epochen bearbeiten wolle; denn z. B. Roger von Sicilien bleibe unverstanden ohne Timoleon.

  1. Vorbemerkung. Dank dem freundlichen Entgegenkommen des Herrn Berichterstatters ist die Redaction in der Lage, die mittelalterliche Geschichte Englands in einem Umfange zu berücksichtigen, welcher die dieser Abtheilung sonst gesteckten Grenzen weit überschreitet. Der übrige Inhalt der Zeitschrift wird dadurch in keiner Weise verkürzt, vielmehr der Umfang des Jahrgangs entsprechend verstärkt werden. Die Redaction glaubt in diesem Falle die Schranken ihres sonst festzuhaltenden Programms ausnahmsweise durchbrechen zu sollen, da einerseits nur für wenige Gebiete auswärtiger Geschichte eine derartige Behandlungsweise überhaupt in Frage kommen dürfte, und andererseits gerade die Literatur über englisches Mittelalter seit Jahren in der deutschen Berichterstattung besonders vernachlässigt worden ist.
  2. S. 43: Geschichte und verwandte Studien; 80: Schwierigkeiten des geschichtl. Studiums; 117: Die Art des geschichtlichen Beweises; 156: Urquellen; 191: Class. und ma. Schriftsteller; 226: Hilfsquellen [darunter Urkunden!]; 261: Schriftsteller unserer Zeit; 296: Geographie und Reisen; 329: Index.
  3. Die Beispiele historischer Irrthümer sind daher krass gewählt: dass um das Jahr 1000 Russen von Constantinopel durch die Türken abgeschlagen wurden, oder dass die Lex Salica Frankreichs Thronfolge ordne.
  4. Diplomatik wird nicht, Paläographie kaum erwähnt.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 193. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_193.jpg&oldid=- (Version vom 24.11.2022)