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Runeninschrift „Scanomodu“. Diesen Namen und 10 fernere in Runen auf späteren Münzen bis um 825 erklärte Wimmer dem Verf. Sie stammen sämmtlich aus anglischem Gebiet. Ausserdem zeigen viele Münzen Runen, vereinzelt oder mitten in sonst lateinischen Wörtern; dies dauert (ausgenommen die noch im 12. Jh. erhaltenen Runen für th, dh, w) bis kurz nach 900. – Classe II, etwa 600–750, umfasst a) Goldmünzen, theils nach Solidi des Magnus Maximus, theils nach merowingischen Trientes[1] geprägt; b) silberne Sceattas[2], in Gewicht und Werth nach merowingischen Silbermünzen, in der Zeichnung nach diesen oder nach römischen und byzantinischen Gold- und Kupfermünzen geschlagen. Die Angelsachsen haben, im Gegensatz zu den nach Südwesten gewanderten Germanen, nicht die römische Prägung fortgeführt (Britanniens Cultur wird auch hierin im 5. Jh. unterbrochen), sondern nach langer Pause, in der fränkische und Kaisermünzen des 4.–6. Jh.’s auf der Insel umliefen, die letzteren nachgemacht; vermuthlich begann damit Aethelberht von Kent zuerst mit fremden Arbeitern. Allein die ungeschickten Nachpräger lassen von Wort und Gestalt der Vorbilder oft nur sinnlose Punkte und Striche übrig[3]. Heimische Neubildung mannigfacher Form zeigt sich zuerst auf der Rückseite in Monogrammen und nordischen Ornamenten: als Spirale, Punktlinie, Bandverschlingung, Schlange, Drachen, Thiere, die sich in den Schwanz beissen. Von den z. Th. runischen Buchstaben ist fast kein Wort sicher entziffert. Der Name „Londonia“, „Londunium“ auf Stücken schlechten Silbers beweist, dass London auch im Beginn ags. Zeit alte Ueberlieferung und eine gewisse Selbständigkeit bewahrte, bb) Die frühesten ags. Namen von Münzherren stehen runisch auf der Rückseite mercischer Sceattas: „Pada“ (um 656), „Ethilired“; vorne bleibt das verderbte Kaiserbild. Diesen Culturfortschritt scheint also Peada gemacht zu haben, derselbe König, der das Christenthum einführte. – III. Sein grosser Nachfolger Offa prägt dann Englands erste Silberpfennige[4]. Aus deren Schönheit[5], bis zum 15. Jh. in England nicht übertroffen, folgt die Culturhöhe,

  1. Aus der Tremisse entstehe „Thrymse“, der Name vielleicht ursprünglich für diese Goldmünze, später für einen ganz anderen Rechnungswerth. Vergl. Richthofen, Zur Lex Saxonum.
  2. Das Wort, unser „Schatz“, ist nicht etwa von scæt zu trennen.
  3. Virchow, Zs. für Ethnologie 29 [1889] S. 32 vergleicht glücklich mit der britischen Entstellung römischer Vorbilder die Nachahmung des Shilling in goldähnlichem Messing, zunächst zum Schmuck, durch die heutigen Südafrikaner.
  4. Etymologie aus „Pfand“ ist streitig.
  5. Ihr allmähliches Sinken im folgenden Jh. bedeutet nicht bloss Rückgang der Cultur, sondern auch massenhaftere Anfertigung.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_202.jpg&oldid=- (Version vom 24.11.2022)