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Utrechter Schule in Waltham ein. Adelard’s Sohn Peter pflegte dort weiter nach deutscher Art Literatur, Poesie, Kirchengesang und war der Lehrer des Verf.’s von De inventione, der sich bepfründet rühmt „mit Beistimmung der Königin Adeliza“, der Gemahlin Heinrich’s I. und Tochter Gottfrieds von Loewen, die 1151 starb. – Nebenbei wird des deutschen Hofgoldschmieds Dietrich [um 1086] gedacht, offenbar eines der seit Eadgar’s Zeit von englischen Grossen beschäftigten Künstler[1], und der flandrischen Söldner, die 1144 Waltham plünderten [De inv. c. 15. 25. 24. 31.].

Diese Abhandlung nun citirt unser Biograph (S. 25. 45, was Birch nicht bemerkt), der kurz naoh 1204 (S. 51. 85) zu Waltham (Prolog) seinen schwülstigen Roman schmiedet und doch noch Leute aus Harold’s Zeit gesehen zu haben vorgibt (S. 30. 85. 95). Er erzählt, jener Adelard sei der Leibarzt „imperatoris Alemannorum [also Heinrich’s III.]“ gewesen, von diesem dem befreundeten und verwandten Edward [dem Bekenner, Heinrich’s Schwager] für den paralytischen Harold zugesendet worden und habe die Beschenkung des Hl. Kreuzes von Waltham mit Erfolg empfohlen (S. 17 f. 23). – Harold sei 1068 nach Deutschland entkommen und habe die „stammverwandten“ Sachsen und Dänen vergeblich dem unglücklichen England zur Hilfe aufgerufen. Dass Harold nicht bei Senlac gefallen sei, ist eine Fabel, die schon jener frühere Walthamer (der Verf. von De inv., S. 30) verwarf und die Birch anderswoher[2] hätte nachweisen und nicht für möglich halten sollen. Der Fabulist, der auch Wilhelm von Malmesbury und Ailred, S. 80. 82, citirt, wusste aber offenbar, dass 1067–1085 die englische Nationalpartei sich auf dänische, friesische, flandrische Hilfe gestützt hat (vgl. Freemann IV, 119; 248; 586; 687), und fühlte die deutsche Verwandtschaft vielleicht deshalb besonders warm, weil eben damals sein König Johann mit Otto IV. und niederdeutschen Fürsten sich verband. – Auch zu Harold’s Romreise [a. 1058, Freeman II, 430; 635], auf welcher er Reliquien[3] von Chrysanthus und Daria erwarb, wird hier eine Beraubung auf der Heimkehr erzählt, die vielleicht von den wahren Erlebnissen Tosti’s [Freeman II, 457], des Bruders Harold’s, herstammt [Stubbs l. c.]. – Als greiser Eremit soll Harold zu Chester verschieden sein: genau so fabelte dieselbe Zeit über Kaiser Heinrich V. (Mon. Germ. SS. XXVIII, 111). – Die englische Uebersetzung liest sich gut und erwies sich bei einigen

  1. Vergl. Freeman IV, 41; Will. Pictav. ed. Giles S. 155.
  2. Freeman III, 515; 758 und Rad. Coggeshale S. 1.
  3. Die Italiener verkauften solche damals auch anderen Kirchen; Stubbs, De inv. S. XVI.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_208.jpg&oldid=- (Version vom 24.11.2022)