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ebenfalls ein Gemeinenglisch, namentlich aber der erste Drucker Caxton. Londons sprachlicher Sieg über die Provinz stützt sich darauf, dass des Landes Regierung, Recht, Wirthschaft und z. Th. Schule in der Hauptstadt ihren Mittelpunkt fanden. – Diese Abhandlung ist also nicht bloss philologisch, sondern culturhistorisch für Englands späteres Mittelalter wichtig.


Bernh. ten Brink, Geschichte der englischen Literatur. II (bis zur Thronbesteigung Elisabeth’s), 1. Berl. 1889. 8°. 352 S. Dieser Halbband beginnt mit Englands Befreiung von der päpstlichen Lehenshoheit 1366, greift bei den Ursprüngen des Dramas (243) in das 12. Jh. zurück (anderswo, doch nur gelegentlich, in das 16. vor) und bricht vor dem Schlusse des Buches „Lancaster und York“ ab. Die englische Geschichtschreibung[1] wird, wie sie es verdient, zwar nur kurz berührt; dennoch wird, auch wer sich bloss mit Englands staatlicher Entwicklung beschäftigt, dankbar dieses grundgelehrte und doch angenehm lesbare[2] Werk begrüssen (dessen hauptsächlichen Inhalt, den literarischen mit glücklichen Uebersetzungen, Ref. freudig bewundert, aber zu beurtheilen sich nicht vermisst). Wicliff’s[3] Geist durchweht jenes Jahrhundert, beeinflusst die Beziehung der Insel zu Rom, die Kirche im Lande, das Verhältniss der Stände: unmittelbar durch Wanderprediger, weit nachwirkend durch die Bibel in der Volkssprache. Liebevollste Sorgfalt widmet Brink Chaucer, über den er mehrere werthvolle Arbeiten früher veröffentlichte. Freilich verfasste dieser, im Gegensatz zu Gower (137. 210. 219), Langland (209) u. A., keine politischen Schriften, lebte aber so sehr in persönlichen Beziehungen zum Hof und Adel und im Staatsdienst[4], dass er nur verstanden werden konnte[5], indem die leitenden Ereignisse und Männer vorgeführt wurden[6]. Ueber die Gewissheit der Geschichte

  1. Wilhelm Fitz Stephen 248; Trivet 162; Robert von Brunne 195; Higden und Trevisa 83 f., 285; Froissart 39, 212; Whethamstede 242, 325; T. Livius Forojul. 332; Zeitschilderer: Occleve 217, 220 ff.; Netter 346; Pecock 346.
  2. Wohl nur dem Wechsel im Wortschatz zu Liebe erscheinen unnöthige Fremdwörter: wie „delikat“ 4. 125. 163. 272. 297. 310 für „heikel“. Die geistvolle Darstellung vermeidet glücklich die Klippe neuester Literaturhistoriker, die gepresste Ueberfülle an Vergleichen.
  3. S. 5–33. 95. 103. 227. 343.
  4. S. 51. 63. 75 f. 102. 111. 121. 206.
  5. Feinsinnig spürt Brink auch den nur vielleicht möglichen Zusammenhängen zwischen Stimmung der Schriften und Zeitgeschichte nach.
  6. S. 128 f. 144. Die Umwälzung von 1386 ff.: S. 122/5/7; von 1397: 205;
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_217.jpg&oldid=- (Version vom 24.11.2022)