Seite:De DZfG 1889 02 329.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Ausprägung protestantischen Bewusstseins, gepaart mit gelegentlich stark hervortretender Abneigung gegen alles romantisch-katholische Wesen, Festhalten an manchem kirchlichen Brauch bei doch freieren dogmatischen Anschauungen, welche sich, ähnlich seinem Pflichtbewusstsein, wesentlich auf dem Boden Kant’scher Philosophie bewegten. Die Verbindung dieser Züge wird dem vertrauter sein, der in dem noch lebendigen Gegensatz katholischen und evangelischen Lebens aufgewachsen ist; immerhin aber mag man sich dabei des Pfarrerssohnes und jungen Theologen erinnern.

Die eigenen historischen Studien, welche in diesen Jahren heranreiften, knüpften an theologische Interessen an; die fränkische Kirchengeschichte war das Feld, auf dem W. sich die ersten Erfolge errang. Den Vorarbeiten hatte auch der Pariser Aufenthalt schon gedient. Es erschienen: „Hinkmar u. Pseudoisidor, eine hist. Untersuchung“ in Niedner’s Z. f. hist. Theol. 1858; „Der Kampf gegen den Chorepiscopat d. fränk. Reichs im 9. Jh.“, Tübingen 1859; „Das Dogma v. d. göttl. Vorherbestimmung im 9. Jh.“ in den Jbb. f. dt. Theol. 1859 und „Die pseudoisidor. Frage in ihrem gegenwärt. Stand“ in Sybel’s Hist. Z. 1860.

Aus umfassenden, augenscheinlich bei weitem nicht erschöpften Vorarbeiten, die sich um Hinkmar v. Rheims gruppiren, sind diese Abhandlungen erwachsen, die sich durch Beherrschung des Materials, scharfsinnige Kritik, durchsichtige Beweisführung auszeichneten, ein grosses Thema durchaus selbständig angriffen und die pseudoisidorische Frage im Wesentlichen auf den heutigen Stand gefördert haben.

Die erste dieser Arbeiten entstand gelegentlich der Promotion (schon im Frühjahr 1856), die zweite diente als Habilitationsschrift 1859 zu Tübingen. Die endgültige Zuwendung zur Geschichte, und zwar zur Profangeschichte war damit besiegelt; gleich darauf gelangte an ihn auch schon die Aufforderung, die ihn von Tübingen und aus dem bisherigen Studienkreise fort nach München an seine Lebensaufgabe führen sollte. Eine 1860 angetragene Göttinger Professur für Kirchen- und Dogmen-G. wurde abgelehnt.

Die Herausgabe der Deutschen Reichstagsacten, auf der Frankfurter Germanistenversammlung 1846 von Ranke angeregt, nach den ersten einleitenden Schritten unter den politischen Stürmen der Zeit begraben, dann 1857 von H. v. Sybel bei K. Maximilian von Baiern aufs neue in Vorschlag gebracht und vom König genehmigt,

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 329. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_329.jpg&oldid=- (Version vom 30.11.2022)