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stecken, von diesen eine Vorstellung gewinnen will und dabei an Gegenwärtiges, Bekanntes anknüpft, mit einer gewissen Vorliebe für das ganz Alltägliche, das dem Gelehrten fern, dem Manne des praktischen Lebens nahe zu liegen pflegt.

Bald nach seiner Uebersiedlung nach Berlin (1881), als die Arbeit an den Reichstagsacten für ihn zurücktrat, nahm W. den früher schon gehegten Gedanken auf, eine Geschichte K. Ruprecht’s zu schreiben. Doch er blieb in den Anfängen stecken. Die Fragen, welche gleich bei der Erhebung Ruprecht’s aufzuwerfen waren, verwickelten ihn in weit zurückgreifende, vorwiegend verfassungsgeschichtliche Untersuchungen. Es entstanden so die Abhandlungen „Der Pfalzgraf als Richter über den König“ (Abhdlgn. d. Göttinger Ges. d. Wiss. 1886) und „Die Urkunden der Approbation K. Ruprecht’s“ (Abhdlgn. d. Berliner Ak. 1888). Dazwischen steht noch eine kleine isolirte Arbeit „Zu den Verträgen Karl’s IV. mit den Wittelsbachern zu Eltville, 1349“ (MIÖG 1887). Zu den Ruprecht-Vorstudien wird noch aus dem Nachlass kommen „Rense als Wahlort“ (voraussichtlich in den Abhdlgn. d. Berl. Ak.), während aus einer anderen Arbeit, welche die pfälzischen Thronbestrebungen unter K. Wenzel behandeln sollte, nur Bruchstücke druckfertig sind, die in dieser Zeitschrift zum Abdruck kommen werden[WS 1]. – So werthvoll und vielfach mustergültig diese Arbeiten auch sind, so wird man doch beklagen dürfen, dass sie den geplanten „Ruprecht“, dem sie den Weg bahnen sollten, nicht zur Ausführung kommen liessen.

Dass Frische und Lebendigkeit, Fähigkeit zu energischem Zusammenfassen und anziehender Darstellung auch zu allerletzt nicht geschwunden waren, wird eine in der Berliner Akademie vorgetragene Abhandlung über das Project eines Nationalconcils von 1524 zeigen, die in Sybel’s HZ noch erscheinen soll. Aber sichtlich wurde es ihm doch schwer, die Specialuntersuchung zu Gunsten des geplanten Hauptwerkes zurückzudrängen. Seine ausgesprochene Veranlagung für historische Darstellung wurde während der schaffenskräftigsten Jahre durch die Reichstagsacten brach gelegt und vermochte nachher sich nicht mehr zur Bethätigung in einem Werke grossen Styles durchzuringen. Er wurde, darf man wohl sagen, in dieser Beziehung ein Opfer der schon an sich so entsagungsvollen Editionsthätigkeit.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Siehe den Artikel in DZfG Bd. 3: „Zur Absetzung König Wenzel’s
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 338. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_338.jpg&oldid=- (Version vom 1.12.2022)