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Der Rechtsstreit der Klöster Waulsort und Hastière.
Ein Beitrag zur Geschichte mittelalterlicher Fälschungen.
Von
Ernst Sackur.


I.
Die Anfänge beider Stifter.

Im Anfange der vierziger Jahre des 10. Jahrhunderts, als die Restauration und Reform in Frankreich sich von Jahr zu Jahr auf mehr geistliche Stifter und Kirchen ausdehnte, erhob sich auch im Walde von Thiérache im Sprengel von Laon ein neuer Wallfahrtsort. Hier hatte Hersindis, die Gemahlin Eilbert’s, eines in diesen Gegenden begüterten und angesehenen Mannes, eine alte, damals in Trümmern liegende, unscheinbare Kirche des Erzengels Michael in Verbindung mit dem Kleriker Herbert, der sie in Beneficialbesitz hatte, wieder restauriren lassen. Unter den zahlreichen Pilgern, die sie besuchten, erschien einst eine Anzahl Iren und Schotten, die nach Frankreich gekommen waren, um eine Stätte zur gemeinsamen Niederlassung zu suchen. Der Ruf des kleinen Heiligthums hatte sie in diese Gegenden gelockt, und da ihnen die Lage desselben für eine Klostergründung geeignet dünkte, beschlossen sie, den Aufforderungen Eilbert’s und der Hersindis Folge zu leisten und dort zu bleiben. Die fromme Dame selbst ging den Diöcesanbischof mit der Bitte an, den Fremden das Gotteshaus zu überlassen, was dieser am 5. Februar 945 gegen Festsetzung eines jährlichen Zinses von 12 Denaren gewährte[1]. So erfolgte in dieser Zeit die erste

  1. Vergl. die Urk. Radulf’s von Laon bei Mabillon, Acta SS. saec. V, p. 879.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 341. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_341.jpg&oldid=- (Version vom 1.12.2022)