Seite:De DZfG 1889 02 355.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Eloquiustage beklagt und, ohne der beabsichtigten Festlichkeit zu gedenken, von einem späteren Abt als Besonderheit mittheilt, dass er dem hl. Forannan seine Verehrung in hohem Grade zu Theil werden liess[1]. Dagegen hören wir von der Translation der Märtyrer Candidus und Victor, sowie der hl. Jungfrauen von Köln in diesen Jahren unter Abt Theoderich II., über welche der Magister Richer Aufzeichnungen machte, die aber leider bis jetzt unbekannt geblieben sind[2]. Wir sehen doch, wie der Erwerb von Heiligenreliquien in dieser Zeit den Walciodorensern am Herzen gelegen hat. Inzwischen aber war ein neuer Conflict zwischen Waulsort und Hastière ausgebrochen, der alle andern Gedanken in den Hintergrund drängte, da er das ursprüngliche rechtliche Verhältniss beider Orte in den Mittelpunkt des Interesses stellte.


III.
Der Ausbruch des Streites und die Beweismittel der Walciodorenser.

Den Ausgangspunkt des Kampfes bildete die Weigerung der Hasterienser, ihre Todten in Waulsort zu begraben, was sie, wie man dort behauptete[3], bisher gethan hatten. Diesmal nahm der Zwist grössere Ausdehnung an, weil zwei herumschweifende fremde Mönche, die mitleidig aufgenommen worden waren, die Zwietracht mit um so mehr Erfolg schürten[4], als der Prior Johannes von Hastière nach unserer allerdings einseitigen Quelle ein unruhiger Mann war, der leicht zu Wühlereien und Unfrieden neigte[5]. Mit Waffengewalt fiel man schliesslich in die Besitzungen

  1. Hist. Walc. cont. c. 11, woselbst auf ein Wunder des hl. Forannan, quod in vita ejusdem sancti continetur, verwiesen wird. Waitz bemerkt mit Recht, dass sich in Robert’s Biographie darüber nichts finde. Das ist auch ganz unmöglich, weil diese viel früher geschrieben wurde. Es handelt sich hier offenbar um eine uns unbekannte Fortführung der Wunder des hl. Forannan.
  2. Hist. Walc. cont. c. 2 u. c. 8; anscheinend erhalten in einem Codex v. Namur, über welchen vergl. SS. XIV, p. 504.
  3. Wib. ep. 290. Zu einer authentischen und durchaus objectiven Darstellung des Zwistes dürfen wir hier nicht zu kommen hoffen, weil wir nur die parteiischen Berichte der Walciodorenser vor uns haben.
  4. Eine Entwicklung des Conflictes gibt Wib. ep. 294.
  5. Hist. Walc. cont. c. 7: Hic novitatum amator et fraterni odii seminator cum alio collega suo promptissimus fuit.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 355. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_355.jpg&oldid=- (Version vom 1.12.2022)