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sich darüber klar, dass es des ganzen Einflusses Wibald’s bedurfte, um jene modernen Urkunden zu beschaffen, aber man sah vor der Hand seine Ansprüche gesichert und hatte unstreitig den Sieg davongetragen. Indess genügte es den Walciodorensern nicht, ihre Rechte urkundlich festgestellt zu haben: einer der Mönche griff in diesen Jahren zur Feder, um durch ein historisches Denkmal, in dem er sich gerade über die ersten Zeiten des Klosters ausführlich erging, die Prärogative desselben zu erhärten. Er nahm die erdichtete vita Forannani, die gefälschten Urkunden, einige kleinere, echte und unechte Quellen und verfertigte mit einer wahrhaft üppigen Phantasie über die Anfänge von Waulsort ein dichtes Lügengewebe. Wir wollen desshalb, um die Erfindungskunst der Walciodorenser festzustellen, die Hist. Walciod., so weit sie die ersten Jahre des Klosters behandelt, einer kritischen Untersuchung unterziehen.


IV.
Die Historia Walciodorensis.

Den allgemeinen Leitfaden bildet die vita S. Forannani[1], der, wie wir wissen, jeder historische Werth abzusprechen ist. Auf die Gesta Forannani beruft sich die Hist. Walciod. zweimal, c. 16: Ejus sane adventum susceptionis obsequiumque in quanta veneratione a comite et ab omnibus patriotis habitum sit, qui pleniter ambit cognoscere, librum gestorum ejus legat, ibi enim etc. – c. 35: Attamen finem ejus, qui pleniter ambit cognoscere, codicem gestorum ejus et depositionis requirendo studeat legere. Ibi namque ex parte insignia miraculorum ejus, quae in eo Christus ante depositionem atque post ejus transitum dignatus est operari, reperiet, tempus etiam illius exitus – inveniet.

    Hasteriensem. – Si Walciodorenses habent cartas ante ducentos annos vel sexaginta vel amplius confirmatas, si eciam essent veraces, quod verum non est etc.

  1. Schultze a. a. O. p. 55, Note 6 bemerkt: „Das chron. Walc. ist in diesem Theil um 1080 verfasst, es beruft sich zweimal auf gesta Forannani, womit es also unsere vit. For. nicht meinen kann.“ Es habe eine ältere vit. For. gegeben, die in der uns erhaltenen nur etwas aberarbeitet ist, eine Annahme, die nunmehr überflüssig wird.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 369. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_369.jpg&oldid=- (Version vom 2.12.2022)