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Gustav Tessin das Haupt, durch gemeinsame Interessen eng an den „jungen Hof“ gekettet, in zuversichtlichem Vertrauen auf die national gesinnte Majorität des schwedischen Volkes.

Alles schien den Hoffnungen Ulrikens zu schmeicheln, die im Einverständniss mit ihrem Bruder in Preussen[1] eifrig auf eine Erweiterung der königlichen Machtbefugnisse bei dem Tode des regierenden Königs Friedrich von Schweden hinarbeitete. Denn abgesehen davon, dass dieser im Schlepptau der Mützen befindliche, alte, weibische und weibersüchtige Monarch zu Beginn des Jahres 1748 (März und Mai) von heftigen Schlaganfällen heimgesucht wurde, die seinen Tod in nahe Aussicht zu stellen schienen, – weit günstiger noch war es für die Revolutionspläne der schwedischen Kronprinzessin, dass die Russen, die bisher drohend an der Grenze Finnlands gestanden, einem Uebereinkommen mit den Seemächten zufolge nach dem niederländischen Kriegsschauplatze zogen.

Wenn es gleichwohl damals zu einer Revolution nicht kam, so lag dies namentlich an dem plötzlichen Umschwung der politischen Verhältnisse des Jahres 1748. Der Aachener Friede war nämlich für Schweden ein Blitzschlag, wie er kaum verheerender gedacht werden kann. England, Dänemark und vor Allem Russland intriguirten mit erlaubten wie unerlaubten Mitteln gegen die herrschende Hutpartei und deren Bundesgenossen, das schwedische Thronfolgerpaar. Eine Zeit lang gingen die Wogen der Erregung so hoch, dass man allgemein befürchtete, die nordische Frage werde sich zu einer europäischen Krisis zuspitzen; wie denn beispielsweise der preussische König in dieser bewegten Zeit einmal bitter ironisch äusserte: „Meine Schwester in Schweden erwartet für dieses Frühjahr einen Besuch (1749), der ihr nicht sehr angenehm sein wird“[2].

Doch soweit sollte es nicht kommen. Das energische, zielbewusste Vorgehen Frankreichs und Preussens, die hierdurch veranlasste zögernde Haltung Englands und Dänemarks, die kluge Proclamation des schwedischen Thronfolgers (vom 23. Juli 1749),

  1. Vergl. Danielson, l. c. S. 230–46, und meine Darstellung in: „Die Memoiren der Königin v. Schweden Ulrike Luise, Schwester Friedrich’s des Grossen.“ Halle 1888, S. 17 ff. (Hallesche Abhandl. z. neueren Gesch. Heft 22).
  2. Polit. Corr. VI, 431.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 413. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_413.jpg&oldid=- (Version vom 7.9.2022)