Seite:De DZfG 1889 02 415.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

und Conflicten, so dass bereits bei dem Thronwechsel 1751 Königin und Hüte aufs Schroffste einander gegenüber standen. Der Umschwung in den Parteiverhältnissen, welcher zur Bildung einer „Hofpartei“[WS 1] und einer nach unumschränkter Adelsherrschaft strebenden „Freiheitspartei“ führte, vergrösserte nur das Uebel. Die beiden Reichstage 1751–52 und 1755–56 boten ein Schauspiel, wie es trauriger und kläglicher kaum gedacht werden kann. Die verfassungsmässigen Rechte und Freiheiten des Königs wurden rücksichtslos verletzt, so dass „die monarchisch-aristokratisch-demokratische Verfassung“ bald in ein widerliches, „unhaltbares Gemisch von Aristokratie und Demokratie“[1] entartete. Die Königin wurde als Fürstin wie als Mutter Kränkungen und Demüthigungen ausgesetzt, die einen jeden, der nicht in blinder Parteileidenschaft befangen, mit tiefstem Mitleid erfüllen mussten. Mochte man ihr auch in jener bewegten Zeit mit gutem Grunde ihr stolzes, hochfahrendes Wesen und manchen unklugen politischen Schritt zum Vorwurf machen, – die erbärmliche Brutalität ihrer Gegner wurde hierdurch durchaus nicht gerechtfertigt[2][WS 2].

Eine gewaltsame Katastrophe stand bevor, denn ein Weib von dem Schlage Ulrikens, eine Schwester Friedrich’s des Grossen, konnte und wollte derartige Kränkungen nicht ruhig hinnehmen. Mit der ganzen Kraft ihrer persönlichen Beredsamkeit suchte sie ihre Freunde zu bestimmen, durch einen Staatsstreich sich der lästigen Vormundschaft des Reichsrathes und der Stände zu entziehen und das souveräne Königthum in neuem Glanze erstarken zu lassen.

Wie aber stellte sich der preussische König zu diesen Plänen seiner Schwester?

Bereits früher haben wir gesehen, wie Preussen und Frankreich gemeinsam und in gutem Einvernehmen die Hüte gegen die Mützen und deren englisch-russischen Anhang unterstützten.


    Roi, dans ses [Ulrique] volontés et dans son bon plaisir. Ces maximes mises en oeuvre au moyen de la violence d’un tempérament qui ne se trouve point retenu ni modéré par l’autorité de l’épouse, causent dans l’État des agitations continuelles, redoublées et extrêmes.“

  1. Bericht an das engl. Ministerium v. 23. März 1756, s. Raumer, Beiträge zur neueren Geschichte. Leipzig 1836. II, 355 u. 356.
  2. Parteiisch gefärbt ist neuerdings die Darstellung Fryxell’s in den „Berättelser ur Svenska historien“. Bd. XXXIX. Wie wohlthuend berührt uns dagegen Malmström in seiner „Sveriges politiska historia från Karl XII’s död till statshvälfningen 1772“. Stockh. 1874. Bd. IV!

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Hovpartiet, weder den Mützen noch den Hüten zugehörige Partei zur Stärkung der Monarchie.
  2. Vorlage (in der Anmerkung): frůn und statshoälfningen
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 415. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_415.jpg&oldid=- (Version vom 7.9.2022)