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Husaren und Pommerschen Milizen zu Schanden geworden. Bei Beginn des Reichstages herrschte daher auch in den Kreisen der Franzosenfreunde die grösste Verwirrung und Zerfahrenheit, während die numerisch wie geistig bedeutende Opposition unter der Führung der schwedischen Königin klar und zielbewusst den parlamentarischen Kampfplatz betrat.

Leider müssen wir es uns hier versagen, auf die Debatten, Intriguen und Wechselfälle des äusserst interessanten Reichstages 1760–1762 näher einzugehen[1]. Lange schwankte das Zünglein der Wage hin und her. Siege wechselten mit Niederlagen. Endlich, am 24. August 1761, fiel die Entscheidung, indem der ränkevolle Graf Pechlin, ein parlamentarischer Condottiere ersten Ranges, von dem noch später häufig die Rede sein wird, mit einer Stimme Majorität von den Anhängern Ulrikens aus dem Ritterhause ausgeschlossen wurde. Hiermit war der Sturz der Freiheitspartei besiegelt. Bei jeder Abstimmung mehrte sich die Zahl der Friedensfreunde, wobei preussisches Geld eine nicht unwesentliche Rolle spielte[2]. Mit jedem Tage machte sich bei den Anhängern des französischen Systems eine Spaltung mehr und mehr bemerkbar. Schliesslich sahen sich dieselben genöthigt, der schwedischen Königin die Hand zur Versöhnung darzubieten, um nicht ein ähnliches Schicksal für sich heraufzubeschwören, wie sie selbst es 1756 den Freunden des Königthums bereitet. Am 13. März 1762 stellte der Landmarschall Graf Axel Fersen[3] im „Geheimen Ausschuss“ die formelle Anfrage, ob es sich nicht empfehle, auch ohne vorherige Befragung der Alliirten eine Friedensconvention mit Preussen abzuschliessen. Den grössten Triumph aber feierte Ulrike, als sich der Reichsrath an sie mit der Bitte wandte, die Friedensverhandlungen mit ihrem Bruder Friedrich brieflich einleiten und vermitteln zu wollen. Bekannt ist die Antwort des preussischen Königs, er sei aus Liebe zu seiner Schwester bereit, jeglichen Groll über

  1. Vergl. meine Darstellung l. c. S. 125–40.
  2. Vergl. meine Darstellung l. c. S. 111 ff. und die Briefe Friedrich’s an Ulrike, abgedr. als Beilagen zu Fersen’s Hist. Skrifter III, 319–23.
  3. Noch am 9. Aug. 1760 äussert Fersen zu Ekeblad seine „indécision… de quitter l’armée pour aller présider au malheur de l’État“. Kgl. Biblioth. Stockholm.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 422. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_422.jpg&oldid=- (Version vom 7.9.2022)