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Unter solchen Umständen musste „eine geheime Liga zwischen dem Könige von Preussen, dem König oder vielmehr der Königin von Schweden und den Erben des russischen Thrones“ – und an ihr Vorhandensein glaubte die dänische Regierung schon Ende August 1759[1] – äusserst gefahrdrohend erscheinen, und zwar nicht nur für Dänemark, sondern namentlich auch für Frankreich. Denn wenn es der Königin Ulrike gelang, mit fremder Hilfe die Zügel der Herrschaft wieder zu ergreifen, so waren alle Errungenschaften, welche die französische Politik nach jahrzehntelanger mühevoller Arbeit in Schweden aufzuweisen vermochte, mit einem Schlage über den Haufen geworfen, waren die zahlreichen Millionen, die man zur Aufrechterhaltung des französischen Systems in Stockholm aufgewendet, völlig wirkungslos verpufft und verschleudert worden.

Der Herzog von Choiseul[WS 1] hatte die drohende Gewitterwolke wohl bemerkt, die im Norden des europäischen Horizontes heraufzog[2], und befürwortete desshalb bei den Höfen von Schweden und Dänemark angelegentlich den Abschluss einer französisch-dänisch-schwedischen Tripelallianz. Aber von einem Aufgeben der persönlichen Rücksichten und Interessen zu Gunsten der allgemeinen Sache konnte bei den skandinavischen Brudervölkern damals um so weniger die Rede sein, als das Bewusstsein der engen Zusammengehörigkeit, der Grundsatz: „Einigkeit macht stark“, ihnen noch gar nicht geläufig geworden. Genug, Bernstorff wie Höpken verhielten sich dem französischen Vorschlage gegenüber durchaus ablehnend[3], und wenn auch die dänische Regierung später auf dem Reichstage 1760–1762 die


    [p. p. P. Vedel]. Kopenh. 1871, S. 155. Vergl. Correspondance Ministérielle du Cte J. H. E. Bernstorff, p. p. P. Vedel. Kopenh. 1882. I, 158; 374–76; 381 u. s. w.

  1. B. an Ch., 22. Aug. 1759. Correspondance etc. S. 52.
  2. Ch. an B., 29. Juli 1759: „Dans l’état où sont les choses actuellement, si l’Impératrice de Russie mourrait et que le Grand-Duc lui succédât, il n’y a pas de doute que ce Prince s’unirait au Roi de Prusse et que le Roi et la Reine de Suède deviendraient nécessairement despotiques dans leur royaume.“ Corresp. S. 42.
  3. Vergl. Vedel, Den aeldre Grev Bernstorffs Ministerium. Kopenh. 1882, S. 125–27 und 185 ff.; Corresp. S. 20–91 u. L. de Geer in Svenska Akademiens Handlingar. Bd. 57, S. 323 ff. u. 328 ff. (sehr parteiisch zu Gunsten Höpken’s). Stockh. 1882.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Étienne-François, Duc de Choiseul, (z. T. inoffizieller) Französischer Außenminister zwischen 1758–1770. Von 1761–66 war sein Cousin César Gabriel de Choiseul-Praslin offiziell Außenminister.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 424. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_424.jpg&oldid=- (Version vom 7.9.2022)