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21. Juni fand die letzte Reichstagssitzung statt und am 28. erklärte die schwedische Regierung officiell dem Grafen Ostermann, Schweden sei entschlossen, sich während eines russisch-dänischen Krieges durchaus neutral zu verhalten und könne daher weder den russischen Schiffen freie Fahrt auf der Swine und den Aufenthalt in schwedischen Häfen, noch dem russischen Heere den Durchmarsch durch Pommern und die Versorgung mit Lebensmitteln daselbst gestatten.

Hätte die Königin Ulrike, wie sie in ihren Memoiren behauptet[1], über die „Propositionen“ Peter’s „oft mit dem Grafen Ekeblad discutirt“ (dem Leiter der auswärtigen schwedischen Politik nach dem Rücktritt Höpken’s im Jahre 1761)[WS 1]; hätte sie ihren Einfluss zu Gunsten der russischen Vorschläge in die Wagschale geworfen, – sicherlich würden Hüte wie Mützen, wenngleich mit Widerstreben, ihren Insinuationen Gehör geschenkt haben, um sich in ihrer Gunst zu erhalten. Aber es war Ulrike damals nicht sowohl um einen Krieg als vielmehr um die friedliche Durchführung ihrer Machterweiterungspläne zu thun, wozu sie grosser Geldsummen bedurfte. Der abschlägige Bescheid, den sie von ihrem kaiserlichen Neffen erhielt, an den sie sich dieserhalb gewendet[2], wirkte natürlich auf ihren Kriegseifer ausserordentlich abkühlend, und völlig wirkungslos verhallten die Ermahnungen Friedrich’s des Grossen, sich die Freundschaft des Kaisers zu bewahren, seine Worte: „Der Kaiser wird sicherlich Dänemark den Krieg erklären. Du musst Dich darauf gefasst machen[3].“

Am 12. April hatte Bernstorff der russischen Regierung eine Conferenz zur Schlichtung der beiderseitigen Streitigkeiten vorgeschlagen, und es war auch schliesslich den Vorstellungen des


    de lui [Peter], ou ses liaisons avec la Reine et sa passion aveugle.“ Corresp. Minist. II, 78; vergl. S. 46 [an v. Wedel-Frijs in Paris (Kopenh. 22. Mai 1762)].

  1. Abgedr. in Fersen’s Hist. Skrift. III, 318.
  2. Friedrich an Ulrike, 25. Mai 1762: „Il ne conviendra pas que vous fassiez solliciter la cour de Russie pour en tirer du secours en argent. Je sais qu’elle en est dépourvue à présent et une telle demande ne saurait que nuire à vos autres intérêts essentiels.“ Fersen’s Hist. Skrift. VIII, 293.
  3. Friedrich an Ulrike, 12. Juni 1762: „Il me semble que votre politique devrait être de tirer tout le parti que vous pourrez de l’amitié de l’Empereur de Russie pour regagner toutes les branches du pouvoir Royal qu’on a élaguées peu à peu.“ Fersen’s Hist. Skrift. VIII, 296 u. 297.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Graf Claes Ekeblad der Jüngere, auch Kanzleipräsident 1761–65, 1769–71.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 430. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_430.jpg&oldid=- (Version vom 7.9.2022)