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war es nicht zum wenigsten die „nordische Frage“, die das Bindeglied bildete, durch welches die beiden östlichen Nachbarstaaten in der Folgezeit so fest aneinander gekettet werden sollten[1].

Auch in Stockholm war man anfangs über den Sturz Peter’s III. ungemein ungehalten gewesen. Die Königin Ulrike befahl nach dem Hinscheiden des Zaren eine längere Hoftrauer und scheute sich nicht, ihre kaiserliche Nichte mit bitteren Worten als Mörderin zu tadeln. Bald jedoch siegte die politische Berechnung über das Rechtsgefühl und den moralischen Unwillen, und so sehen wir denn schon Ende 1762 einen der geschicktesten Parteigänger des Hofes auf dem letzten Reichstage, den Obersten Duriez, auf dem Wege nach Petersburg, um im Namen des schwedischen Königspaares Katharina zu ihrer neuen Würde zu beglückwünschen. Der zuvorkommende Empfang, die freundlichen Auszeichnungen, die ihm zu Theil wurden, erregten natürlich die Aufmerksamkeit der in Russland beglaubigten Diplomatie[2]. Bald hiess es, die Sendung des Obersten bezwecke den Abschluss eines schwedisch-russischen Vertrages zur Wiedereinführung der Souveränität in Schweden, bald wiederum, der Prinz Karl von Schweden solle der eventuelle Nachfolger des Grossfürsten Paul werden, bezw. dieser sich mit der einzigen Tochter Ulrikens, der damals kaum zehnjährigen Sophia Albertina, vermählen[3][WS 1]. Auch der Umstand, dass der russische Graf Panin

  1. Vergl. die Worte K. v. Schlözer’s in: Friedrich d. Gr. u. Katharina II. Berlin 1859. S. 116 u. 117.
  2. Der engl. Gesandte Buckingham schreibt an den Earl of Halifax, Moskau, 2. Dec. 1762: „There is at present a Swede here, whose name is Colonel Durietz, who was sent with compliments upon the Empress’s accession; he is very well received by Her Imp. Majesty and She has given him leave to come to court every day… This has occasioned many speculations; and as the Queen of Sweden is known to be a woman of an active, intriguing disposition, it has been supposed that he is negociating some private treaty“. Abgedr. in Sbornik. Petersb. 1873. XII, 56.
  3. Vergl. die Abhandlung: Grev v. d. Ostens Gesandtskaber, in Dansk Hist. Tidsskrift IV, 1, S. 558 u. 559; ferner Correspondance Ministérielle. II, 109 ff.; Malmström, Sveriges Politiska Historia V, 250 ff.; Fryxell, Berättelser ur Svenska Historien XLI, 3 u. 4. Stockh. 1872. Bisweilen waren diese Gerüchte geradezu kindisch und ungeheuerlich; so z. B. schreibt der dänische Gesandte Schack am 4. Jan. 1763 aus Stockholm an Bernstorff, es sei von einer Einberufung des schwed. Reichstages für nächstes Frühjahr

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage (in der Anmerkung): Tidskrift
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 434. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_434.jpg&oldid=- (Version vom 7.9.2022)