Seite:De DZfG 1889 02 445.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

mittelbar aber behauptet dasselbe immerhin erheblichen Werth für die Geschichtsforschung, und zwar in mehrfacher Richtung. Bereits um die Mitte des 11. Jahrhunderts, also doch wohl von einem Zeitgenossen des Königs geschrieben, welcher 35 Jahre alt im Jahre 1030 fiel, gibt die Handschrift, indem sie das „natalicium“ des heiligen Olaf zwischen den 22. Juli und 1. August einschiebt, zu erkennen, dass schon damals dieses Fest am 29. Juli gefeiert wurde, ganz wie in etwas späterer Zeit Meister Adam von Bremen dies bezeugt, und die spätere kirchliche Ueberlieferung ebenfalls stets festgehalten hat; da aber unter dem natalicium bei Märtyrern der Passionstag und nicht der (irdische) Geburtstag verstanden zu werden pflegt, ist hierin ein weiterer Grund für die Annahme zu erkennen, dass der König an diesem Tage und nicht erst am 31. August erschlagen worden sei. Die Handschrift zeigt ferner, dass schon in der allernächsten Zeit nach der in Norwegen erfolgten Heiligsprechung Olaf’s (1031) der Cultus des neuen Heiligen sich auch nach England verbreitete, wofür freilich auch die angelsächsische Chronik und andere englische Quellen bereits Belege boten. Endlich lässt dieselbe erkennen, dass die älteste kirchliche Collecte lediglich aus der heiligen Schrift (Jesus Sirach und den Psalmen) das Lob des königlichen Märtyrers schöpfte, während deren spätere Ueberarbeitungen durch Aufnahme weiteren Stoffes sich reicher ausgestalteten, welchen sie aus Homilien und Wunderkatalogen entlehnten; ein literargeschichtlich immerhin nicht uninteressantes Ergebniss.

Zum Schluss erwähne ich noch, dass der Herausgeber anhangsweise noch eine Messe über den heiligen Olaf mittheilt, welche einer anderen englischen Handschrift, dem „Red Book of Derby“, entnommen ist, und welche gleichfalls das Fest desselben auf „IV. Kal. Augusti“ ansetzt. Um das Jahr 1061 geschrieben, oder doch begründet, und wie es scheint aus Winchester stammend, würde diese Handschrift sich zwischen die vorige und Adam von Bremen in die Mitte stellen. Ob wohl die englischen Bibliotheken noch andere ähnliche Texte bieten?

Konrad Maurer.     


Zwei Schriftstücke Justus Gruner’s. Eine Denkschrift aus dem Jahre 1809 und ein Bericht an den Staatskanzler Hardenberg aus dem Jahre 1811. Unter den vielen mir behufs einer Biographie des bekannten Justus Gruner im Königl. geheimen Staatsarchiv vorgelegten Schriftstücken befinden sich auch die beiden folgenden. Das erstere, eine Denkschrift Gruner’s, deren Adressat nicht genannt ist, dürfte wegen der in ihr enthaltenen Urtheile

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 445. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_445.jpg&oldid=- (Version vom 2.12.2022)