Seite:De DZfG 1889 02 478.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

seine und anderer Vorreden zu den Rolls-series-Ausgaben, und liefert so die bisher beste Geschichte des Zeitraumes. Ueberall prüft sie aber das Wort der Meister nach und benutzt die historiographische Ueberlieferung weit vollständiger als irgend ein Vorgänger. Freilich mit mühsamer Quellenkritik, wer z. B. von den Becketbiographen zuerst schreibt, hält sie sich nicht auf [vielleicht weil das Ergebniss wenig im Text ändern würde], ebenso wenig mit Einzelurkunden [viele bei Bigelow, Hist. of procedure, App.], und fremder Literatur, – von Ungedrucktem zu schweigen. Mit Recht legt sie auf Ortskunde Werth, beschreibt Heinrich’s II. Bauten, II, 196; unter den Karten ist die zur Rebellion von 1173 neu. Sie zeichnet kriegerische Einzelheiten mit ebenso kräftiger Hand, wie sie Kleinleben im Hause (I, 55) fein ausmalt. Gelingen ihr Charakterköpfe, deren jene Zeit eine reiche Galerie bietet, am besten, so vergleicht sie doch auch an den Pipe-Rollen die Finanzen von 1130 und 1155, an den Klosterchartularen die bäuerlichen Zustände Abingdons und Peterboroughs. [Zur Städtegesch. vgl. Gross, Gilda mercatoria 1883.] Sie erzählt leicht, nicht allzu breit und nimmt der in Englands Geschichtschreibung noch üblichen directen Rede jede Gefahr durch Bezeichnung als Anekdote, II, 1. Nur gegen Prophezeiung durch Heilige, gegen Godric’s Wunder etwas mehr Skepsis! Die Einleitung ist überlang gerathen – erst S. 407 bringt zum Jahr 1154 –, und vielleicht daher zum Schlusse (1206) geeilt. Einzelnes zu finden, bieten der magere Index und die kurzen 21 Ueberschriften wenig Hilfe, und Wichtigstes steckt oft in den Anmerkungen, z. B. denen über den Bund des Klerikalismus mit der Demokratie, über das Verhältniss zu Deutschland und Frankreich I, 499.

Norgate urtheilt unbefangen und vorsichtig: durchlebte Heinrich II. eine wechselvolle Jugend, so folge nicht, dass diese ihn zum frühreifen Herrscher gebildet habe; eher mochten Freiheit von Vorurtheilen einer Partei oder Umgebung und das seit 100 Jahren erste Auftreten eines Königs ohne Gegencandidaten ihn begünstigen. Da Heinrich wenige Klöster, aber mehrere Krankenhäuser stiftete, erscheine er auch hierin für praktisches Volkswohl besorgt. Richard I., sonst meist als Südfranzose geschildert, tritt hier als Seekönig von Wikingerblut [?] auf. – Immerhin wünschte man in der Fülle wechselnder Einzelheiten den gleichartigen Geist der Dinge öfter abstrahirt, Wichtiges besser hervorgehoben: Schottlands Unterwerfung zieht so schnell vorüber wie die Erstürmung einer Burg. In den Hauptsachen war Stubbs’ Anschauung so wohl begründet, dass die Vfin. mit Recht eine Abweichung zu grossartiger neuer Auffassung nicht leichtherzig versuchen durfte. Sie hat für abschliessende Excurse

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 478. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_478.jpg&oldid=- (Version vom 26.11.2022)