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5 erschlagen, 5 endeten durch Selbstmord), Gewaltthat (wie Einhegung in der Gemeinweide), oft mit Hilfe einer Bande, gleichmässigeren Antheil fast aller am Bodenbesitz, daher geringeren Unterschied zwischen Gutsbesitzer und Landarbeiter, Vergnügungen, Wandersänger, Lehensgericht, bischöfliche Aufsicht, Unwetter (die Ueberschwemmung von 1287 trug vielleicht bei zur Insolvenz verschuldeter Grundeigenthümer und zur Judenvertreibung), die Bischöfe von Norwich und Edward’s I. Besuche in Norfolk. Dieser vor Landleuten jener Gegend gehaltene, im besten Sinne volksthümliche, inhaltlich durchweg neue Vortrag schliesst mit der freudigen Versicherung unermesslichen seitherigen Fortschritts in jeder Beziehung. – III, S. 113: „Tägliches Leben in einem mittelalterlichen [Benedictiner-]Kloster“, besonders im 13. Jh., entstanden im Gegensatz zur Verleumdung des Mönchwesens, die Unwissende bei Gelegenheit der Lutherfeier ausposaunten, mag zur Einführung empfohlen werden, ohne bedeutende Entdeckungen zu bieten. Der grosse Culturerfolg der Klöster lag nicht in der Absicht der Stifter, die nicht auf Reform der Welt, sondern nur auf Rettung der eigenen Seele durch Gottesdienst zielten. Die Kirchen bedurften fortwährender Herstellung, die Bewunderung für damalige Baufestigkeit sei also übertrieben; jede diente zunächst dem Kloster, Fremden nur nebensächlich. Einzelzellen führten erst die Karthäuser ein, sonst fehlten Sondergemächer gänzlich. Zum System der Baulichkeiten, das genau beschrieben wird, gehörte eine eigene Bücherei damals noch selten, wohl aber meist eine Schreibstube, in der man jedoch hauptsächlich zum Zwecke der Güterverwaltung und Ritualbücher, erst in zweiter Linie für die Bildung arbeitete. Localgeschichte, gleichsam des Klosters Tagebuch, schrieb im 13., 14. Jh. fast jeder grössere Convent, aber launenhaft und sprungweise. Nur in einem solchen, nicht als ganze Classe, waren die Mönche Gelehrte. Verfassung und Verwaltung des Einzelklosters zeichnet Verf. am Beispiel Evesham’s, spürt den Anlass zum Eintritt ins Kloster seelenkundig auf und schildert, oft mit glücklichem Humor, das Streben nach Exemtion aus der Gewalt des Bischofs, die Appellation nach Rom, Processsucht, den Streit mit der auf Klosterland erwachsenen Stadt, die Zänkerei mit Prior und Abt, Vergnügungen und Werthschätzung von Essen und Trinken. Mit Recht weist er den gewöhnlichen Irrthum ab, als hätten die Mönche für Kirchen oder gar Pfarren auf dem Lande gesorgt, während sie im Gegentheil die Landpfarren der Einkünfte beraubten und durch dürftige Vicariate ersetzten. Dennoch schreite im Ganzen das Mönchsthum des 13. Jhs. seiner Zeit voran. Es rekrutirte sich damals wahrscheinlich aus der Gentry.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 489. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_489.jpg&oldid=- (Version vom 27.11.2022)