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Hiermit sind die Kreise, in denen der Staatsstreich vom 4. September vorbereitet wurde, umschrieben. Forscht man nun nach der Entwicklung des Unternehmens im Einzelnen, so ergibt sich, dass die eigentliche Anregung vom Fürsten Wilhelm und seinen Beigeordneten ausging. Geradezu bezeichnen die Brüsseler Gesandten den Holländisch-Seeländischen Staaten gegenüber die Gefangennahme des Staatsrathes als „Ausführung eurer Rathschläge“ (executie van uwe raden en advijsen), nämlich der Rathschläge Oranien’s (met wijlen hoogloffelijker memorien zijne Exc.) und der Deputirten von Holland-Seeland. Sie fügen auch hinzu, dass es nicht an wirksamer Aufmunterung fehlte. Ihr „machtet uns“ heisst es, „die Mittel leicht.“ „Gedenkt der Zusagen, die ihr uns damals gegeben habt, und die ihr nun erfüllen sollt.“

Also der Rath der Holländer und die Zusage ihres Beistandes trieb die Männer in Brüssel zur entscheidenden That. Die Frage erhebt sich nun, seit wann diese Einflüsse zu wirken begannen. Hierauf gibt die Antwort ein Schreiben, welches Oranien am 1. August an Wilhelm van Hese richtete, zu einer Zeit, als gerade fünf Tage vorher die Brabanter Stände den Beschluss über Aufstellung eigener Truppen gefasst und einen Tag vorher den Herrn van Hese zum Befehlshaber der aufzubringenden Infanterie bestimmt hatten[1]. In dem Schreiben findet sich nirgends ein Hinweis auf eine vorausgehende Mittheilung; es erscheint als die erste Anknüpfung directer Verhandlungen zwischen beiden Männern. Hauptzweck des Briefes ist, das gewaltsame Vorgehen der Brabanter Stände gegen die Spanische Gewaltherrschaft zu befördern und die Hilfe der aufständischen Provinzen anzubieten; zugleich aber wird bemerkt, dass der Ueberbringer des Schreibens noch besondere Aufträge mündlich auszurichten habe. Wenn man sich nun erinnert, dass unter denen, die für den Staatsstreich gewonnen wurden, Hese der Hervorragendste war, und dass der Mann, welcher die Verhandlungen über den Staatsstreich vermittelte, Jean Theron war, so

  1. Als Datum der Ernennung des van Hese gibt Juste (Révolution des Pays-Bas II, 2 S. 109) den 31. Juli, Gachard (Corresp. de Philippe t. IV S. 314 Anm. 5) den 4. August an. Ersteres Datum wird den Beschluss der Ernennung bezeichnen, während zu dem letzteren das Patent ausgefertigt wurde. – Das Schreiben Oranien’s in Gachard’s Correspondance de Guillaume le Tac. III S. 107.
Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Quidde (Herausgeber): Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg i. Br. 1890, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_03_032.jpg&oldid=- (Version vom 19.10.2022)